Rat gegen Honorar

Finanzberater wollen auf Provisionssystem verzichten

Im Gegensatz zu vielen anderen Beratungen ist Finanzberatung meistens kostenlos. Der Berater finanziert seinen Arbeitsaufwand mit den Provisionen, die er für die Vermittlung verschiedener Anlagen erhält. Das schränkt naturgemäß die Palette der empfohlenen Produkte erheblich ein: auf eben jene mit der besten Provision. Und verhindert dadurch mitunter kundenorientiertes Handeln.

Mit diesem Zustand wollten sich einige unabhängige Finanzberater aus ganz Deutschland nicht länger zufrieden geben: Sie gründeten in Bad Homburg den Verband AIFP „fee only“ (Analysten für Investments und Finanzplanung „nur gegen Honorar“). Ziel des Verbandes ist es, nur im Interesse des Kunden und nicht im Hinblick auf die zu erwartende Provision zu beraten. Wer die Voraussetzungen für die Aufnahme in den Verband erfüllen will, muss über „ungewöhnlich breite Fachkenntnisse des Finanzierungs-, Geld- und Kapitalmarktes verfügen“, wobei „Spezialkenntnisse in einem Teilbereich für dieses Tätigkeitsgebiet“ nicht genügen. Haben die Anwärter die strengen Aufnahmekriterien erfüllt, unterliegt ihre Arbeit weiterhin einer ständigen Qualitätskontrolle durch den Verband. Alle Mitglieder sind verpflichtet, sich an die Verbandsgrundsätze zu halten: „AIFP ,fee only‘ suchen Lösungen, die den Bedürfnissen des Auftraggebers und dem Stand der Wissenschaft in bester Weise gerecht werden“, heißt es dort unter anderem. Dazu gehöre auch, dass sie ihre Dienste nur dann empfehlen, „wenn sie erwarten, dass ihre Arbeit Vorteile für den Auftraggeber bringt“.

Nur neun Mitglieder hatte der Verband bei seiner Gründung. Doch Gründungsmitglied Dietmar Vogelsang findet, dass es sich in kleinem Kreis zunächst besser arbeiten lasse. Außerdem gehe er von einer baldigen Erhöhung der Mitgliederzahl aus, hätten doch auch andere Verbände aus diesem Bereich zunächst klein angefangen. Weitere Anfragen von Interessenten gebe es Woche für Woche.

Unabhängige Finanzberatung hat Vorteile – und auch ihren Preis. Der fällt nicht selten horrend aus, berechnen sich doch die Honorare nach Arbeitsaufwand und schlagen mit Stundensätzen von 200 bis 450 Mark plus Mehrwertsteuer zu Buche. Dafür verspricht Dietmar Vogelsang, dass jeder, der sich an ein AIFP-„fee only“-Verbandsmitglied wendet, „zunächst einen Kostenvoranschlag bekommt“ und „wirklich frei von Nebeninteressen beraten wird“.

Letzteres ist vor allem interessant, wenn man um die 40 bis 60 Milliarden Mark Verluste weiß, die im Anlagengeschäft jährlich gemacht werden. Nur ein Teil davon geht auf das Konto von Anlagebetrügern. Der größere Teil der Summe ergibt sich aus Fehlberatungen. KAJA

Info: Verband der AIFP „fee only“,Hessenring 71, 61348 Bad Homburg,Telefon (0 61 72) 92 00 40