Menschmaus patentiert

Greenpeace entdeckt Patent für Mensch-Tier-Mischwesen beim Europäischen Patentamt. Australische Firma könnte damit Mixturen aus Menschen, Mäusen, Vögeln und Fischen züchten

BERLIN taz ■ Schwere Vorwürfe gegen das Europäische Patentamt (EPA) erhebt die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Obwohl die Patentschützer vor kurzem erst öffentlich versicherten, dass aus ethischen Gründen grundsätzlich keine Patente auf Mensch-Tier-Mischwesen erteilt würden, liegt ein rechtsgültiges derartiges Patent schon lange in der Schublade der Münchener Behörde, gab Greenpeace gestern bekannt.

Das Patent EP 380646, das das EPA schon vor fast zwei Jahren der australischen Firma Amrad erteilt hat, umfasst Methoden zur Züchtung von Stammzellen von Mensch und Tier sowie die Herstellung so genannter Chimären. Die Zellen können laut Patentschrift unter anderem von „Menschen, Mäusen, Vögeln (...) oder Fischen“ abstammen. „Im Ergebnis“, so Greenpeace, „sind die gezüchteten Chimären also nicht menschlich. Sie können aber menschliche Organe, Körperteile, Nervenzellen bis hin zu menschlichen Erbanlagen enthalten.“ Die Anwendung dieses Züchtungsverfahrens ist zwar in einigen europäischen Staaten erlaubt, aber nicht in Deutschland. Trotzdem ist unter den elf Staaten, für die das Patent gültig ist, auch Deutschland mit aufgeführt. „Das EPA hätte dieses Patent gar nicht erst erteilen dürfen“, sagt Christoph Then, der Patent-Experte von Greenpeace.

Schon im Februar dieses Jahres waren die Münchener Patentschützer ertappt worden, dass sie der Edinburgher Universität ein Patent auf menschliche Embryonen erteilt hatten. Angeblich hatte es sich um einen „Irrtum“ gehandelt. WLF

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