Gereizte Stimmung

Wenig Bewegung bei Klimakonferenz. Frankreichs Präsident greift USA an, G77 droht mit Abbruch

DEN HAAG taz ■ Die Stimmung wechselt zwischen Resignation, Wut, Optimismus und grimmigen Appellen. „Die Chance, dass diese Konferenz erfolgreich endet, ist gering“, sagte ein ermüdeter Jan Pronk, Umweltminister und Präsident der Weltklimakonferenz. Säbelgerassel nennen Experten die Stimmung zu Beginn der zweiten Verhandlungswoche – eine Mischung aus Gerüchten und widersprüchlichen Erklärungen. Jetzt, wo es wichtig wird, spielt jedes Land noch einmal öffentlich mit den Muskeln. So griff Frankreichs Premierminister Jacques Chirac, der zur Zeit auch die EU führt, die USA in seiner Eröffnungsrede offen an: „Jeder Amerikaner produziert dreimal mehr Treibhausgase als ein Franzose. Es sind als Erstes die Amerikaner, in die wir Hoffnungen setzen, dass die Emissionen auf globaler Ebene begrenzt werden.“ Hintergrund für diese Direktheit ist – trotz einwöchiger Verhandlung – die weiter starre Position der USA bei der Frage, ob und wie Wälder als CO2-Senken anerkannt werden. (siehe oben)

Die G77, ein Zusammenschluss von Entwicklungs- und Schwellenländern, drohten gestern, die Konferenz vorzeitig zu verlassen, wenn sie die seit langem versprochenen Finanzspritzen für Anpassungsmaßnahmen nicht bekommen. Die Drohung hatte Erfolg: Jetzt soll zumindest über das versprochene Geld geredet werden. Der Ausgang der bis Freitag dauernden Konferenz bleibt ungewiss und damit auch die Ratifizierung des Kioto-Protokolls. Aber das, so die kanadische Delegation, die ebenfalls als Bremser gilt, verzögere die Klimaveränderungen sowieso nur um maximal zehn Jahre.

MAIKE RADEMAKER