Radio an, dann Aktien kaufen

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ startet das erste Businessradio F.A.Z. 93.6. Die Zielgruppe besteht laut Eigenwerbung aus „Managern, die nicht lesen können“

Seit Montag existiert in der Berliner Radiolandschaft ein neues Sendekonzept. Bei „F.A.Z. 93.6 Berlin – Das Business-Radio“ dreht sich alles um die Börsenparketts der Welt. Das 100-prozentige Wortformat liefert Nachrichten und Infos mit dem Schwerpunkt Wirtschaft.

Ergänzt wird das Programm durch das Neueste aus Politik, Sport und Kultur. Gestern wurde das Konzept eines privaten Businessradios vorgestellt. Die Macher betonten, dass es sich bei F.A.Z. 93.6 um ein hochqualitatives Sendeformat handle. Jeder Hörer sei willkommen, „allerdings besteht die Kernzielgruppe aus zahlungskräftigen Wirtschaftsleuten zwischen 25 und 49 Jahren“, so Programmdirektor Joachim Thielen. Die Sendestruktur sei auf den Rhythmus von Business-Leuten zugeschnitten: kurze, kompetente Infos, die man auf dem Weg zum nächsten Meeting hören kann.

Mit F.A.Z. 93.6, der vom Zeitungsverlag der FAZ und durch Werbeeinnahmen finanziert wird, wird etwas geschaffen, das es so noch nicht gibt und für das eine wachsende Nachfrage besteht. „Das Interesse an Börsengeschehen und Aktienmärkten ist enorm gestiegen“, konstatiert Edmund Keferstein, Geschäftsführer der FAZ. Deshalb ist die Betonung von Börsendaten und Wirtschaftsinfos nur konsequent, gerade weil man zudem auf profunde Analysen und den Seriositätsbonus der FAZ setzen kann. Es bleibt aber das Problem, dass solche Daten über Radio nicht gerade leicht zu vermitteln sind. Denn vorgelesene Zahlen sind per se langweilig. Zudem steht man in direkter Konkurrenz zum öffentlichen Info-Radio – nur wenige Wellenlängen weiter auf 93.1. „Aber wir wollen mit Live-Schaltungen, Expertengesprächen und Serien die Aufmerksamkeitsspanne hochhalten“, erklärt der Chefredakteur Michael Häutemann.

Ziel ist es, ein besonderes Qualitätsimage zu entwickeln, das der anivisierten Zielgruppe sowie den entsprechenden Werbekunden entgegenkommt. Perspektivisch will man sich dann im Internet und vor allem auch in anderen Ballungsgebieten als Infolieferant für smarte Businesspeople und solche, die es werden wollen, etablieren. Somit kann das FAZ-Business-Radio als ein erster Baustein für ein überregionales Konzept eines neuen Medienformats verstanden werden. Also: Erst Radio hören, dann Aktien kaufen. JÖRG STREICHERT