Und sie kooperieren doch

Nach langen Verhandlungen zwischen ORB und SFB steht jetzt einer Fortsetzung der gemeinsamen Radioprogramme offenbar nichts mehr im Weg. Durch finanzielle Zugeständnisse sichert sich der SFB den Führungsanspruch bei zwei der vier Programme

von STEFFEN GRIMBERG

Nachdem die Intendanten von ORB und SFB, Hansjürgen Rosenbauer und Horst Schättle, schon mehrfach öffentlich die Hörfunk-Kooperation der beiden ARD-Anstalten so gut wie beerdigt hatten, wehte wenn schon nicht heiliger Geist, so doch wenigstens guter Wille in Berlin und Babelsberg: Nach monatelangen Verhandlungen ist der Weg für eine Fortsetzung der gemeinsamen Radioprogramme jetzt offenbar frei.

Der SFB-Rundfunkrat sprach sich auf seiner Sitzung am Montag einstimmig für das dann doch noch zu Stande gekommene Kompromisskonzept der beiden Intendanten aus und ersparte so der Hauptstadtregion eine peinliche medienpolitische Schlappe: Schließlich soll der Medienstandort Berlin-Brandenburg aufgewertet werden, da passten zwei in einem höchst öffentlichen Schlagabtausch verstrickte Sender nicht gut ins Konzept. Die Kehrtwende kam dennoch übberraschend: Intendant Rosenbauer hatte eine Einigung schon auf den Tag der Länderfusion vertagt.

Zugeständnisse finanzieller Art machte vor allem der SFB, sichert sich so aber auch den Führungsanspruch bei zwei der insgesamt vier gemeinsam betriebenen Programme. Damit der ORB auch künftig am InfoRadio festhält, werden dessen Mitarbeiter komplett vom SFB übernommen, der ORB zahlt lediglich einen Pauschalbetrag von zwei Millionen Mark pro Jahr. Ähnlich soll es bei der gemeinsamen Kulturwelle sein: Hier begleicht der ORB zehn Prozent der Programmaufwendungen und zahlt für fünf Mitarbeiter.

Bei Radio Eins hat nach wie vor der ORB das Sagen, allerdings übernimmt der SFB ab 2001 fünf Prozent der Kosten. Auch die Jugendwelle Radio Fritz läuft weiter unter brandenburgischer Federführung. Sie erfüllt als einziges der vier Programme ohnehin die Erwartungen beider Anstalten, und so war die Weiterführung dieser Kooperation auch bei allem Streit stets ausgeklammert worden. Fortgesetzt wird also auch das bisherige Finanzierungsmodell, nachdem sich beide Anstalten Aufwand und Ertrag gemäß dem Rundfunkgebührenschlüssel teilen.

SFB-Intendant Horst Schättle nannte die jetzt erzielte Lösung einen „Kompromiss“, der nur einen „Zwischenschritt auf dem Weg zu einem Ziel“ darstelle. Dieses Ziel sei für den SFB ein „weiterer Ausbau dieser Koooperation, die natürlich immer auch die Interessen des Partners mit im Auge haben muss“.