Den Amis am liebsten: Zurück in den Wald

USA schlagen vor, Waldbestand und Landwirtschaft als Kohlendioxid senkende Faktoren anzurechnen. Würde für sie bedeuten: Ziel erreicht

DEN HAAG taz ■ Der neue Vorschlag der US-Delegation stieß gestern sowohl bei der EU-Delegation als auch bei Umweltschützern auf Proteste und Verärgerung. Frank Loy, Leiter der US-Delegation, hatte am Montagabend vorgeschlagen, Waldbestand und Landwirtschaft als Kohlendioxid senkende Faktoren zu berücksichtigen. Zudem erklärte er, die Staaten müssten mit ihren Emissionssenkungsanteilen handeln dürfen. Jedes Land dürfe sich die ersten 20 Tonnen Kohlendioxid gutschreiben, das von seinen Wäldern absorbiert werde. Darüber hinaus aufgenommene Emissionen sollen nach dem amerikanischen Vorschlag zu einem Drittel angerechnet werden. Die US-Delegation erklärte, mit dem Plan könnten etwa 20 bis 30 Prozent der amerikanischen Verpflichtungen erfüllt werden.

Die EU löste die damit gestellte Rechenaufgabe schnell: Mit diesem Vorschlag müssten die USA keine Anstrengungen mehr machen, um Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren. Experten schätzen, dass die amerikanischen Wälder jährlich etwa 310 Millionen Tonnen Kohlendioxid absorbieren. Bundesumweltminister Jürgen Trittin wies den Vorschlag entsprechend zurück: Damit sei kein Kompromiss gegeben. Die EU lehnen die Anerkennung der Wälder als Kohlendioxid-Senken bisher ab. Umweltschutzgruppen wie der Worldwide Fund for Nature und Germanwatch forderten die EU auf, den Vorschlag zurückzuweisen. Christoph Bals von Germanwatch: „Wer nicht reduzieren will, braucht eigentlich nicht hierher zu kommen, wo um Reduktionen verhandelt wird.“

Für seinen Einsatz zum Klimaschutz wurde der „Vater des Kioto-Protokolls“, Raul Estrada, gestern vom europäischen „Unternehmerrat für eine zukunftsfähige Energiewirtschaft“ ausgezeichnet. Estrada war 1997 ein ausgleichender und zugleich energischer Verhandlungsführer. MAIKE RADEMAKER