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Burger bald aus Bienenfleisch, Eintöpfe aus Insekten?

Pferde und Insekten machen uns Europäern nicht so richtig Appetit. Noch nicht. Glaubt man Zukunftsforschern, ist die Maikäfersuppe bald so beliebt wie heute Krabbenfleisch

Essen ist nicht nur Geschmackssache. Essen ist Erziehung, Tradition, Gewohnheit. Pferdefleisch mögen wir Deutschen nicht, selbst wenn das Steak vom Fohlen zart zubereitet wurde und nicht „rossig“ schmeckt. Wie stark die Vorlieben der Esser von ihrer Tradition geprägt sind, zeigt das Thema Insekten. Eine Maikäfersuppe wurde früher auch in Europa geschätzt. Heute werden Insekten fast nur noch auf fernen Kontinenten verspeist. Dort aber um so häufiger.

„Fünfhundert Insektenarten“, schreibt Luciano Süss, Direktor des Instituts für Agrarentomologie der Universität Mailand, „stehen in Zentral- und Südafrika, Asien, Australien und Südamerika auf dem Speiseplan.“ Sie seien reich an Proteinen, Vitaminen und mineralischen Salzen. Bis zu zehn Prozent des Eiweißbedarfs würden die Bewohner in manchen Regionen der Welt ausschließlich aus Insektennahrung decken. Zu den geschätzten Delikatessen zählen Termiten und Heuschrecken, Grillen und Käfer, Schmetterlingslarven und -puppen. Der Geschmack dieser Köstlichkeiten soll selbst Hummer- und Krebsfleisch toppen. Beliebt sind auch Ameisen, besonders wenn sie sich auf Bäumen mit Honig vollgesogen haben und leicht süßliche Aromen mitbringen.

Eklig? Warum essen wir dann Krabben, die mit Insekten durchaus vergleichbar sind? Ganze Hundertschaften von Wissenschaftlern prophezeien, dass auch wir Europäer uns umstellen müssen. Mit schnell wachsender Weltbevölkerung werden Insekten, die leicht zu vermehren und zu halten sind, auch für die reichen Industrieländer zu einem wichtigen Nahrungsmittel. Der Hamburger mit Bienen- oder Heuschreckenfleisch gehört zu den Lieblingsszenarien fürs neue Millennium. Der Appetit kommt beim Essen. MANFRED KRIENER

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