Dem KITO droht der KIstenTOd

■ Das Vegesacker Kulturzentrum ist zahlungsunfähig. Der umstrittene KITO-Vorsitzende Hermann Krauß wäre bereit, sein Amt abzugeben. Voraussetzung: Der Konkurs des KITO wird noch einmal abgewendet

Das KITO ist pleite. Eine Prüfung der Finanzen durch die Treuhandgesellschaft FIDES hat nun die Zahlungsunfähigkeit des Vegesacker Kulturzentrums festgestellt. Dem Vernehmen nach fehlen dem KITO kurzfristig mindestens 200.000 Mark. Die langfristigen Verbindlichkeiten liegen weitaus höher. Eine von der FIDES festgesetzte Frist gibt dem KITO noch bis Anfang Dezember die Chance, einen Weg aus der Zahlungsunfähigkeit zu finden. Gelingt das nicht, muss das Konkursverfahren eingeleitet werden.

Am kommenden Dienstag wird sich die Kulturdeputation mit der KITO-Situation beschäftigen. Laut Deputationssprecherin Carmen Emigholz (SPD) ist aber schon jetzt klar, dass das Kulturressort mangels Masse keine zusätzlichen Mittel bewilligen wird und sich auch nicht an der Entschuldung beteiligen kann. Die weitere Förderung des KITO sei eh nur denkbar, wenn der Deputation ein tragfähiges Konzept für den zukünftigen schuldenfreien Betrieb vorgelegt werde. Den vermisse sie bis heute. Zurzeit erhält das KITO 400.000 Mark jährlich, die sich das Kultur- und Wirtschaftsressort teilen. Laut Wirtschaftsressort-Sprecher Thorsten Groth prüft sein Haus, ob es dem KITO unter die Arme greifen könne.

Gerüchten zu Folge wäre die Sparkasse, der größte KITO-Gläubiger, bereit, die enorme Dispokreditüberziehung des KITO in ein langfristiges Darlehen zu verwandeln und darüber hinaus auch auf einen Teil seiner Forderungen zu verzichten. Von 200.000 Mark ist die Rede. Ganz uneigennützig dürfte dieses Entgegenkommen aber wohl nicht sein: Dem KITO-Vorstand gehören seit Jahren diverse hochrangige Sparkassenvertreter an. Bei einem Konkurs müssten sich diese Herren pikante Fragen gefallen lassen, wie das KITO trotz dieser Finanzfachleute in eine derart missliche Situation geraten konnte.

Aufgrund der KITO-Krise stocken derzeit auch die Kooperationsverhandlungen mit dem ebenfalls in Vegesack ansässigen Kulturzentrum KUBA. Dessen erster Vorsitzender Udo von Stebut hatte mit seinem KITO-Pendant Hermann Krauß an einem „Kulturkonzept Nord“ gearbeitet, das eine enge Verflechtung der beiden Kultureinrichtungen vorbereiten sollte. „Wir arbeiten da nicht mehr zusammen: Herr Krauß hat den Kontakt abgebrochen“, erklärte von Stebut. Krauß bestreitet das. Nicht er, sondern der KUBA-Vorsitzende habe sich zurückgezogen.

Als Grobskizze liegt das Kulturkonzept Nord laut von Stebut zwar bereits vor. Doch gehe es noch davon aus, dass beide Häuser existieren, was beim KITO zu seinem Bedauern momentan in Frage stehe. Dem Vernehmen nach hängt die Rettung des KITO entscheidend an der Rolle, die künftig Hermann Krauß spielen wird. Im Laufe dieses Jahres hatten sich die Konflikte in der KITO-Führung dermaßen zugespitzt, dass drei Vorstandsmitglieder aus Protest gegen Krauß zurücktraten und ihm einen undemokratischen Führungsstil attestierten. Im Juli hatte Krauß seinerseits den langjährigen KITO-Geschäftsführer Claus Hößelbarth gefeuert.

Krauß hatte Hößelbarth vorgeworfen, die Finanzkrise durch überteuerte Programmplanung maßgeblich verursacht zu haben. Gegen die Kündigung hat Hößelbarth eine noch immer laufende Klage vor dem Arbeitsgericht eingereicht. In einer Pressemitteilung hatte er zudem Krauß' Anschuldigungen zurückgewiesen und erklärt, alle Entscheidungen von nennenswerter finanzieller Tragweite seien mit Krauß abgesprochen gewesen.

Genau das könnte Krauß nun zum Verhängnis werden. Denn nicht nur Hößelbarth glaubt, dass Krauß für die KITO-Krise im großen Maße mitverantwortlich ist. Dem Vernehmen nach knüpfen sowohl die beiden geldgebenden Ressorts als auch die Sparkasse ihr weiteres KITO-Engagement an die Bedingung, dass Krauß schon bald dort keine entscheidende Funktion mehr ausübt. „Wenn gesagt wird, wir retten das KITO, aber der Krauß muss weg, dann bin ich weg“, erklärte Krauß daraufhin gegenüber der taz, der sich zunehmend als Opfer eine Kampagne sieht, an deren Ende er als Sündenbock dastehen solle.

Doch selbst wenn – was wahrscheinlich ist – der KITO-Konkurs vermieden werden kann, bleibt die Frage, wie ein tragfähiges Konzept für das Kulturzentrum aussehen kann. Die bloße Abwendung der Zahlungsunfähigkeit löst nicht das Problem, wie der gewaltige Schuldenberg abgebaut werden kann. Sollte künftig ein beträchtlicher Teil der liquiden Mittel in den Schuldendienst fließen, wird ein attraktives Kulturangebot nicht finanzierbar sein.

Die nach dem Hößelbarth-Rausschmiss erfolgte programmatische Umsteuerung weg von überregional bedeutsamen Jazzkonzerten hin zu preiswerten Vortragsveranstaltungen hat jedenfalls bislang noch nicht die erforderlichen Massen ins KITO getrieben. Für die Deputationssitzung am Dienstag hat Krauß die Vorlage eines zertifizierten Wirtschaftsplans fürs kommende Jahr angekündigt.

In seinem Einsatz für die Rettung des von ihm vor mehr als zehn Jahren gegründeten KITO läuft Hermann Krauß derzeit auf Hochtouren. Eine Benefizveranstaltung mit hochkarätigen Acts sei in Planung. Eine Unterschriftenkampagne für den Erhalt des KITO sei bereits mit großer Resonanz angelaufen. Franco Zotta