Politik aus der Steckdose

■ Die Ökostrom-Anbieter Lichtblick und Greenpeace Energy ziehen Bilanz nach einem Jahr am Markt

Wer grünen Strom bezieht, tut konkret etwas gegen den Treibhauseffekt. So haben KundInnen des Ökostrom-Anbieters Lichtblick durch ihren Stromverbrauch 92 Prozent weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen als die Durchschnittsdeutschen. Bei KundInnen von Greenpeace Energy waren es im ersten Jahr etwa 75 Prozent weniger CO2. Greenpeace Energy hat sich allerdings verpflichtet, nach spätestens zwei Jahren 100 Prozent des Stroms aus neuen Anlagen zu liefern; bei Lichtblick sind es nur 50 Prozent. Die Stromwechselkampagne der taz brachte den beiden Anbietern aus Hamburg 600 neue KundInnen.

Wie der Tüv-Nord bestätigte, stammte der Lichtblick-Strom zwischen Oktober 1999 und Oktober 2000 zu 76 Prozent aus Wasser- und Windkraftanlagen und zu 24 Prozent aus Erdgaskraftwerken in Kraft-Wärme-Kopplung, also mit besonders guter Energie-Ausnutzung. „Eine Familie mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch vermindert durch den Bezug unseres Strommixes die Kohlendioxid-Emissionen um fast zwei Tonnen im Jahr“, rechnete Lichtblick-Geschäftsführer Heiko von Tischwitz vor.

Greenpeace Energy bezog nach dem Bericht des Aachener Ingenieurbüros BET in der ersten Jahreshälfte 38 Prozent ihres Stroms aus Kraft-Wärme-Kopplung, 47 Prozent aus Wasser-, 13 Prozent aus Windkraft sowie mehr als ein Prozent aus der teuren Photovoltaik. Damit haben beide Anbieter die versprochenen Quoten eingehalten.

Die taz-Kampagne hat Green-peace Energy an die 100, dem billigeren Angebot von Lichtblick rund 500 KundInnen gebracht. Bei Greenpeace hatten zwanzigmal soviele InteressentInnen den taz-Coupon eingesandt, bei Lichtblick fünfmal soviele. Insgesamt konnte Greenpeace Energy im ersten Jahr ihres Bestehens 10.000 KundInnen gewinnen, Lichtblick in anderthalb Jahren 15.000. Greenpeace Energy ist es außerdem gelungen, einen Großkunden zu gewinnen: Rund 400.000 Kilowattstunden Strom wird Kaffeerösterei Tempelmann aus Dorsten jährlich über Green-peace Energy beziehen.

Die Einkaufsgenossenschaft für sauberen Strom hat inzwischen 5700 Mitglieder. Vorstand Heinz Laing zeigte sich der taz hamburg gegenüber erfreut, „erstens über die Anzahl und zweitens darüber, dass die Leute mehr als einen Genossenschaftsanteil kaufen“. Im Schnitt habe jedeR der GenossInnen rund 260 Mark investiert. In den Augen Laings beweist das, dass diese Leute begriffen haben, „dass Greenpeace Energy nicht nur Stromverkäufer, sondern eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist“.

Für nach wie vor „abenteuerlich“ hält der Öko-Manager die Netznutzungsgebühr, die die alten Stromkonzerne verlangen – bundesweit im Durchschnitt 12 bis 13 Pfennige. „Das ist ein Punkt, mit dem man vielen neuen Anbietern das Genick brechen kann“, sagte Laing. Er selbst hofft, in drei Jahren schwarze Zahlen schreiben zu können. Gernot Knödler