Bremer Expertenrunde beschließt Maßnahmen gegen BSE

Nach Kiel und Hamburg wird nun auch Bremen eine Telefon-Hotline zum Thema BSE einrichten. Tierärzte werden von 8 bis 16 Uhr zur Verfügung stehen, um die Verbraucher zu informieren (Tel.: 361-17467). Viel können sie zur Entwarnung aber nicht beitragen. Jedes Rindfleisch, egal wie es „produziert“ wurde, kann mit dem Erreger infiziert sein. Bislang ist auch Wissenschaftlern nicht klar, wie die Krankheit an Tiere und Menschen übertragen wird. Was kann den Verbrauchern am Telefon also mitgeteilt werden? „Außer Informationen eigentlich nur, dass jeder selbst entscheiden muss, ob er Rindfleisch isst oder nicht“, so Heidrun Ide, Sprecherin von Gesundheitssenatorin Hilde Adolf (SPD).

Neben dem Sorgentelefon beschloss gestern eine Bremer Expertenrunde, an der Vertreter des Veterinärdienstes, der Gesundheitsbehörde, Mitarbeiter des Schlachthofes und andere teilnahmen, weitere Maßnahmen: Bremen wird die Ergebnisse des Krisenstabs der Bundesregierung umsetzen und ebenfalls BSE-Tests durchführen. Ab sofort werden alle verunglückten Tiere beziehungsweise diejenigen mit ungeklärter Todesursache auf den BSE-Erreger getestet. Sobald Bremen das notwendige Equipment hat, sollen noch mehr, nämlich monatlich rund 200 Rinder getestet werden.

Das wäre jedes zehnte Tier, das über 30 Monate alt ist. Eine Garantie dafür, dass jedes infizierte Rind auch entdeckt wird, ist das allerdings keineswegs. Der Test, der nur am toten Tier durchgeführt werden kann, macht erst Sinn bei Rindern, die älter sind als 30 Monate, weil die Inkubationszeit entsprechend lang ist. Die meisten Rinder aber, die zum Verzehr gezüchtet wurden, sind höchstens zwei Jahre alt, wenn sie geschlachtet werden. Darüber hinaus schlägt der Test in aller Regel nur unmittelbar vor Ausbruch der Krankheit positiv an.

Bis jetzt wird das so genannte Risikomaterial der Tiere, das Gehirn, ins Oldenburger Veterinäramt geschickt und dort getestet. Um nun nach den Beschlüssen der Expertenkommission die ausgeweiteten Tests durchzuführen, will auch das Bremer Landesuntersuchungsamt die notwendigen Testinstrumente für circa 80.000 Mark vom Münchner Hersteller Biorad kaufen. Auch private Labors werden sich demnächst für die Durchführung der Tests zur Verfügung stellen. So das Bremer Institut Hanse-Analytik, das zur Genscan Europe AG gehört. Es verhandelte gestern ebenfalls mit Biorad und will ab Jahresanfang ein ganzes Test-Paket anbieten: Neben dem BSE-Test verfügt das Labor über Instrumente, mit denen man die Rindfleisch-DNA nachweisen kann und prüft außerdem, ob Soja – als Ersatz für Tiermehl geplant – gentechnisch verändert wurde.

Zum Bremer Maßnahmenpaket gehört auch, dass in Zukunft alle Menschen, die mutmaßlich an der Creuzfeld-Jakob–Krankheit gestorben sind, obduziert werden. Bislang musste dazu das Einverständnis der Angehörigen vorliegen. hey