Wagenburg auf Tour

Rollheimer besetzen Fläche am Mauerpark. Doch auch hier duldet die Polizei keine Dauercamper

von OLIVER VOSS

18 Anhänger stehen verlassen auf der Freifläche oberhalb des Gleimtunnels in Prenzlauer Berg. Die Wagenburg, die seit 1996 neben dem Filmtheater am Friedrichshain stand, ist Sonntagnachmittag umgezogen. Die Bewohner besetzten die Brache an der Schwedter Straße, zwischen Mauerpark und dem Kinderbauernhof Prenzlauer Berg.

„Die waren ganz höflich, haben sich hier vorgestellt und gefragt, wem der Platz gehört“, erzählen Mitarbeiter des Kinderbauernhofs. Doch das gemütliche Kaffeetrinken fand bald ein Ende. 80 behelmte Beamte erleuchteten das Gelände taghell, nahmen die Personalien von 12 Wagenbewohnern auf und forderten sie auf, das Gelände zu verlassen. „Eine Höllenaufregung für nix“, meint Anke Hallstein, die ehrenamtlich im Kinderbauernhof arbeitet. Sie meint, die Wagenbewohner sollten bleiben: „Die tun niemandem was und stören nicht.“

Doch darüber kann nur der Eigentümer der Fläche befinden. Die Rollheimer hatten gehört, die Fläche sei billig an den Bezirk verkauft worden, erklärt Wagenburgler Arne. Sie wollen die geplante Grünflächennutzung nicht behindern, doch überwintern, solange in dieser Hinsicht sowieso nichts passiert. Nach Auskunft des Kinderbauernhofs ist die Fläche im Moment „Niemandsland“.

Geplant ist ein Kauf des Areals durch die Bahn von der Oberfinanzdirektion Berlin, um es dann wieder dem Land zu überlassen. Doch ist unklar, ob das Gelände durch Altlasten verseucht ist und wer deren Beseitigung zahlen müsste. So verschiebt sich die Umsetzung der seit 1994 geplanten Baumaßnahmen. Nach Auskunft von Herrn Klappka, Projektleiter der verantwortlichen Grün Berlin Park und Garten GmbH, steht man in den Startlöchern, doch „noch wird fleißig verhandelt“.

Das taten gestern auch Vertreter der Wagenburg, Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne), Bezirksbürgermeister Reinhard Kraetzer (SPD) und die Grün Berlin GmbH. Doch das Treffen blieb ohne Ergebnis, erklärte Kraetzer. Nach seinen Angaben steht das Grundstücksgeschäft mit der Oberfinanzdirektion und Bahn AG kurz vor dem Abschluss und wäre durch eine Besetzung gefährdet. Die Wagenburg könne daher nicht geduldet werden; bis morgen muss der Platz verlassen werden.

Noch könnten die Rollheimer auf ihren alten Platz am Friedrichshain. Doch nur bis 29. November. Denn dort will die Iserlohe KG einen Hotelkomplex samt Seniorenresidenz errichten. Die Kölner Firma hatte den Wagenburglern nach Verhandlungen 45.000 Mark für deren Abzug geboten. Das Geld für Pacht oder Miete einer potenziellen Ersatzfläche wurde durch das Land Berlin und die Treuhandliegenschaftsgesellschaft gar auf 100.000 Mark aufgestockt. Allein es fehlt an alternativen Flächen. Angeboten wurde neben einem Stellplatz in Hellersdorf ein Gutshof in Waßmannsdorf. Das Dorf in der Einflugschneise des Flughafens Schönefeld wird jedoch dessen Ausbau zum Opfer fallen. Heute sind weitere Gespräche angesetzt, doch momentan ist alles wie immer – absolut unklar.