: EuGH-Chef gegen Joschka Fischer
BERLIN taz ■ Der von Außenminister Joschka Fischer in seiner Berliner Humboldt-Rede vorgeschlagene EU-Kompetenzkatalog stößt auf immer mehr Kritik. So hat ihn jetzt der Präsident des Europäischen Gerichtshofes (EuGH), Gil Carlos Rodriguez Iglesias, in einem taz-Interview für überflüssig erklärt. „Die Zuständigkeiten der Europäischen Union sind in den EU-Verträgen bereits jetzt genau beschrieben“, erklärte der spanische Jurist. Er verwies dabei auch auf die Kontrolle durch den EuGH, der erst jüngst das europäische Tabakwerbeverbot wegen einer Kompetenzüberschreitung der EU für nichtig erklärt habe.
Es gebe selbst dann keine Rechtsschutzlücken, wenn die jüngst erarbeitete EU-Grundrechtecharta wie geplant erst einmal unverbindlich bleibe. „Der Europäische Gerichtshof hat in den letzten 30 Jahren die Grundrechte geschützt und wird dies auch weiterhin tun“, sagte Rodriguez Iglesias der taz.
Der Richter, der seit sieben Jahren Präsident des EU-Gerichtshofes ist, sprach sich außerdem gegen die auf dem EU-Gipfel in Nizza beabsichtigte Vergrößerung seines Gerichtes aus: „Fünfzehn Richter sind genug.“
interview SEITE 11
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen