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: Endlich wieder ein großer Volksbühnenevent

Tausend Generationen klingt gut

Das hatte man schon lange nicht mehr erlebt: lange Schlangen vor der Volksbühne schon am Mittag, als die letzten fünfzig, sechzig Karten für den Mute-Label-Abend verkauft werden sollten, die dann auch innerhalb von fünf Minuten weg waren. Ein Indie-Label, das es schon seit über zwanzig Jahren gibt, feiert die Gründung einer Filiale in Berlin, und es scheint kein Halten mehr zu geben. Das ist insofern erstaunlich, als dass Mute tatsächlich nicht gerade Musik zur Zeit veröffentlicht und von den Verkäufen der Platten alter Helden wie Depeche Mode, Nick Cave und Erasure lebt. Und das lässt sich zur Not mit der Sehnsucht nach allem, was aus den Achtzigern kommt, erklären.

Doch noch erstaunlicher ist, dass ausgerechnet ein mehr oder weniger profanes Plattenlabel die Volksbühne mal wieder ganzhäusig zum Brummen brachte und der ganze Abend letztendlich nur der Promotion, der Party und der Musik galt. Zuletzt hatten ja in der Volksbühne Themen- und andere Mille-Plateaux-Nächte nicht gerade mehr den größten Zulauf gehabt. Das viel beschriebene (und schon lange nicht mehr so) hippe Mittepublikum (file under Hornbrille, Adidasjäckchen, Merve-Bändchen, Designerjeans und Turnschuhe) scheint die Nase voll zu haben von theorielastigen Events, von Pop und Theater und dergleichen mehr.

Das Schöne an dem Mute-Abend nun war, dass sich hier aufs Trefflichste die Achtzigerjahre und die Neunzigerjahre trafen, die Helden und das Publikum von einst und heute. Und auch die Volksbühne qua Mute wieder einmal ihre ganze integrative Kraft entfalteten konnte, trafen doch an diesem Abend Ostberlin und das Neue Berlin auf das alte Westberlin.

Zum Beispiel der Elektronikmusiker Pole im Roten Salon auf die Herren Nick Cave und Blixa Bargeld im aus allen Nähten platzenden Theatersaal, wo die beiden zusammen mit Thomas Wydler sich recht souverän durch einen leidlich spontan wirkenenden Set spielten. Oder das Stammpublikum aus der Lounge des WMF auf das des Ex ’n’ Pop (das ja leider Mitte Dezember schließt), also, sagen wir, Jan Jellinek von Farben auf das ehemalige Die-Haut-Mitglied Christoph Dreher. Da wuchs dann endlich und vielleicht auch für die Zukunft zusammen, was zusammengehört. GERRIT BARTELS