Drei Hinrichtungen in Japan

52 Todeskandidaten warten in japanischen Gefängnissen auf ihre Hinrichtung, nach Meinung von Menschenrechtsgruppen unter unmenschlichen Bedingungen

TOKIO taz ■ In Japan sind gestern Morgen drei Männer wegen mehrfachen Mordes gehängt worden. Das Justizministerium in Tokio bestätigte nur die Zahl der Hingerichteten. Es waren die ersten Vollstreckungen der Todesstrafe unter der Regierung des seit April amtierenden Premierministers Yoshiro Mori. Die Namen der drei Hingerichteten und ihre Lebensgeschichten wurden später von Menschenrechtsgruppen bekannt gegeben.

Yoshihiro Yasuda, Sprecher des Forums gegen die Todesstrafe (CPAF), kritisierte, dass das Justizministerium jetzt erstmals ein Begnadigungsgesuch von zwei sozialdemokratischen Abgeordneten ignoriert hatte. CPAF hatte zuvor von den Hinrichtungen erfahren und hoffte auf eine Reaktion der Justiz. Denn es wurden drei Männer hingerichtet, die schon seit jeweils über 15 Jahren in Todeszellen saßen und Reue gezeigt hatten.

Unter ihnen war auch Kiyotaka Fujiwara (52), ein geständiger Feuerwehrmann, der später von einer Familie adoptiert wurde. Seine Adoptivschwester erhielt für kurze Zeit Zugang zu ihm und veröffentlichte darauf ein Buch über die Zustände in Japans Todeszellen. Todeskandidaten leben in Einzelhaft, Kontakte mit der Außenwelt sind weit gehend unterbunden. Der Hinrichtungstermin wird nur Stunden vor der Vollstreckung angekündigt.

Amnesty international prangert seit Jahren vergeblich die unmenschlichen Haftbedingungen in Japan einschließlich der Todeszellen an. Japan verhängte zwar 1990 ein dreijähriges Moratorium für die Todesstrafe. Seit es im Herbst 1993 auslief, wurden 39 Personen erhängt. Jetzt sitzen noch 52 Menschen in japanischen Todeszellen.

Die Regierung rechtfertigt ihr Vorgehen mit einer Umfrage vom November 1999, nach der über 80 Prozent von 5.000 befragten Personen die Todesstrafe befürworteten. Nur 8,8 Prozent waren dagegen. Die hohe Zahl der Befürworter wird auf den Saringas-Anschlag der Aum-Shinrikyo-Sekte 1995 auf die Tokioter U-Bahn zurückgeführt. Für die Drahtzieher dieses heimtückischen Anschlags, der 12 Todesopfer und über 5.000 Verletzte forderte, wurde laut die Todesstrafe gefordert. ANDRÉ KUNZ