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Allein im Regen

„Du hörst immer so traurige Musik“, sagt mein Bruder, wenn wir mal gemeinsam Musik hören. Vielleicht hat er da Recht, ich weiß es nicht, aber spätestens, wenn ich eine CD der britischen Band Radiohead einlege, protestiert er lautstark und verlässt den Raum: dieses Deprigejaule könne er einfach nicht ertragen. Er ist ja noch sehr jung (gerade fünfundzwanzig), und da kann er natürlich nicht wissen, dass es nichts Schöneres gibt, nichts Großartigeres, als sich von der Radiohead-Platte „OK Computer“ in die Tiefe ziehen zu lassen.

Denn nur Thom Yorke, der Sänger von Radiohead, und ich, Stefan Kuzmany, sein treuer Hörer, wissen, wie schlecht die Welt da draußen ist, wie wenig es sich lohnt, sich mit ihr zu beschäftigen, dass es besser ist, die Wohnung nicht zu verlassen, am besten noch nicht einmal das Bett. Na ja, Yorke, nehme ich an, steht schon manchmal auf. Und macht Platten. Das ist gut, dann kann ich liegen bleiben und sie mir anhören und mit seinen bösen Worten und traurigen Melodien die schlechten, überaus dummen Menschen da draußen beschimpfen, den ganzen Tag lang und die ganze Nacht, repeat, spielt doch sowieso keine Rolle, ob da draußen die Sonne scheint, und ob es überhaupt so etwas wie eine Sonne gibt.

Please could you stop the noise im tryin a get some REST? / From all the unbornchikkenVoicesin my head? / Huh whats’s that? / When i am king you will be first against the wall / With your opinions which are of no consequence at all / Huh whats’s that?? / aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaambition makes you look very ugly. (sic! Radiohead: „paranoid android“)

Und dann setzt er ein, dieser harte Gitarrensound, und sie schlägt um, die sanfte Melancholie, in offene Agression – vorher haben sie mich nur traurig gemacht, die Menschen und die Ungerechtigkeit, aber jetzt gibt es Hoffnung, es ihnen irgendwann heimzuzahlen, das Ruder herumzureißen, und das wäre doch ein Grund zur Freude – wenn es so etwas wie Freude überhaupt gäbe, aber die gibt es nicht für mich und auch nicht für Radiohead. Ist so etwas wie Heimzahlen oder der Wunsch danach nicht sowieso lächerlich und kindisch, und was wollte, was sollte ich denn überhaupt heimzahlen? Was habe ich überhaupt damit zu tun? Nichts, nichts, nichts. Lasst mich in Ruhe. Ich will endlich meine Ruhe haben.

Raindownraindown come on raind down on me / Froma great height. from a gra\eeaa haaaeeeeeiii. haaaaeeeeeiiii / Rain down rain down come on rain down on me / Froma great height. from a great aaaaaaeeeeee / Raindownrain down come on raindown onme. / Froma great heightfrom a great. (sic! Radiohead: „paranoid android“)

Allein im Regen stehen. Allein im Regen stehen. Allein im Regen stehen. Ein gutes Gefühl. Nehme ich an. Ich weiß es nicht genau. Denn ich liege im Bett. Und werde mich heute nicht mehr bewegen. Vielleicht nie wieder. Mal sehen. Der Anrufbeantworter piepst schon seit geraumer Zeit, aber ich werde den Teufel tun und ihn abhören. Auf keinen Fall werde ich das Handy einschalten, denn da sind dann diese ganzen Nachrichten drauf von Leuten, die mich nicht erreicht haben und wissen wollen, ob ich noch lebe oder bereits verstorben bin.

Selbst wenn ich versuchen würde, es zu erklären: Sie würden nicht verstehen, dass es auf diese Frage gerade keine Antwort gibt, dass ich mich in einem Zwischenzustand befinde zwischen Leben und Tod und gerade nicht ansprechbar bin. Die sollten mal Radiohead hören. STEFAN KUZMANY

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