Fürchterlich: Das Lied zum Spiel

■ Glücklich: Der FC St. Pauli bleibt beim 3:3 gegen Alemannia Aachen ohne Heimniederlage

Muss eigentlich jeder, der im Fernsehen auftritt, auch sofort eine CD veröffentlichen? Gestern präsentierte die Mütze genannte Tresenkraft der Reeperbahn-Lokalität Lehmitz, der bei Günter Jauchs Rate-Show 125.000 Mark abgesahnt hat, in der Halbzeitpause sein Stück „Rate-Rocker“. Allerdings war es bei ihm ähnlich wie beim FC St. Pauli: Beide fanden nicht unbedingt über den Kampf zum Spiel.

„Bei so einem dramatischen Verlauf sind nur die Zuschauer Gewinner“, befand denn Millerntor-Coach Dietmar Demuth, „die Trainer geraten bei so einem Match in die Krise.“ Dreimal lagen seine Kicker zurück und schafften am Ende doch noch ein 3:3-Unentschieden. „Das zeugt von einer guten Moral, zeigt aber auch, dass der FC St. Pauli noch nicht die Spitzenmannschaft ist, als die sie gerne gesehen wird“, kritisierte der Coach verhalten sein Team.

So konnten die Braun-Weißen immerhin ihren Heimnimbus wahren: Noch immer sind sie in dieser Saison am Millerntor unbesiegt, auch wenn sie gegen den chinesischen National-Stürmer Xie Hui schon wie der sichere Verlierer aussahen. Drei Tore hatte der 25-Jährige vorgelegt und sich bei seinem Trainer Eugen Hach „eine Eins mit Sternchen“ verdient: „Nicht nur wegen der Tore, sondern weil er auch bei jedem gegnerischen Eckball den Ball hinten rausköpft“, urteilte das Raubein nach dem Spiel. Da war es inzwischen egal, dass dem 0:1 ein unverständlicher Elfmeterpfiff des dubios pfeifenden Schiedsrichters Mike Pickel vorausging.

Markus Lotter war es zu verdanken, dass St. Pauli doch noch zu einem Punktgewinn kam. Mit seinem abgefälschten Freistoßtreffer zum 2:2 brachte er sein Team, dass zwischenzeitlich doch arg stoppelig spielte, wieder an den Drücker. Und das entscheidende 3:3 – der einzigw wirklich schön herausgespielte Spielzug St. Paulis während der ganzen Begegnung – leitete er nicht nur mit einem klugen Pass ein, sondern vollendete auch höchstpersönlich aus kurzer Distanz und in der Nachspielzeit.

So konnten die Fans wieder einmal feiern, ganz wie es Mütze in seinem Stück, basierend auf die Uralthit „Sieben Tage lang (Was wollen wir trinken)“ von den Bots, beschreibt: „Wenn Mütze hinterm Tresen steht, / Dann feiern alle bis die Hütte bebt.“ Eindeutig: dieser Song passte einfach zum Spiel: Man bekommt eine Gänsehaut.

Eberhard Spohd

St. Pauli: Weber, Puschmann, Trulsen, Scheinhardt, Wehlage, Lotter, Meggle, Kolinger (ab 66. Baris), Rahn (ab 70. Staczek), Rath, Patschinski (ab 57. Klasnic)

Aachen: Lenz, Heeren (ab 87. Kienle), Bashi, Hildmann (ab 78. Rauw), Landgraf, Lämmermann (ab 75. Bayock), Incemann, Müller, Zernicke, von Ahlen, Xie Hui

Sr.: Pickel – Z.: 15.800

Tore: 0:1 Xie Hui (26., Foulelfmeter), 1:1 (26.) Rath, 1:2 (45.) Xie Hui, 2:2 (61.) Lotter, 2:3 82. Xie Hui, 3:3 (90.) Lotter