reiner oschmann und die vergangenheit

Im Prinzip: Offenheit. Im Prinzip

Reiner Oschmann (53) ist Pressesprecher der PDS-Bundestagsfraktion. Er gilt unter Journalisten als korrekter, freundlicher und in jeder Beziehung undogmatischer Sprecher. Das mag daran liegen, dass Oschmann zu den wenigen Privilegierten gehörte, die zu DDR-Zeiten im westlichen Ausland arbeiteten. Von 1981 bis 1985 war er Korrespondent des SED-Zentralorgans Neues Deutschland in London, von 1987 bis 1989 in Paris. Diese Welterfahrung hielt Oschmann aber nicht davon ab, in London für die HVA Berichte zu schreiben. Über seine Stasi-Tätigkeit hat er nach der Wende zwar Freunden, Bekannten und Kollegen erzählt, es aber nie einem größeren Kreis offenbart, auch nicht im Neuen Deutschland, dessen Chefredakteur Oschmann von 1992 bis 1999 war. In dieser Zeit hat er sich gegen erheblichen Widerstand in der Redaktion für eine kritische Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit eingesetzt. 1993, erzählt Oschmann, habe er in kleiner Kollegenrunde diskutiert, ob man mit der Stasi-Thematik nicht offensiver im Blatt umgehen müsse und auch über sich selbst schreiben solle. Die Idee wurde verworfen. Oschmann glaubt aber, damals sei klar geworden, dass er auch sich selbst meine. Da endete aber auch schon seine Offenheit. J.K.