Tausend Tentakel

Ein 80:77 gegen ZSKA Moskau bricht den Bann, unter dem die europäischen Auftritte von Alba Berlin bislang standen

BERLIN taz ■ In der Bundesliga dominiert Alba Berlin auch in dieser Saison scheinbar nach Belieben, seit dem 80:77 vom Donnerstag gegen ZSKA Moskau in der Suproleague weiß der deutsche Basketballmeister zudem, wo er international steht. Das war nach zwei Heimsiegen gegen schwächere Kontrahenten der Gruppe A und drei knappen Auswärtsniederlagen gegen stärkere Gegner bislang nicht der Fall.

Da die meisten herausragenden südeuropäischen Klubs zur Konkurrenz-Europaliga Uleb abgewandert sind, ist das traditionsreiche Duell der Berliner mit den Moskauern plötzlich vom Allerweltsmatch zum Spitzenspiel im Suproleague-Gewand geworden. Ein Sieg war zwingend notwendig, nicht nur, um sich im oberen Bereich der Zehnergruppe zu etablieren, sondern auch, um die Max-Schmeling-Halle endlich wieder mit der Basketball-Begeisterung vergangener Tage zu füllen, die sich bei Gegnern wie Wilnius oder Wroclaw nicht einstellen will.

In atmosphärischer Hinsicht ließ das Match gegen ZSKA nichts zu wünschen übrig. 5.163 Zuschauer sahen eine gute und spannende Partie, die in die Verlängerung ging und schließlich mit dem dramaturgisch gebotenen Happy End für die Heimmannschaft ausklang. Dazu in Andrej Kirilenko einen künftigen Superstar des Basketballs, der möglicherweise schon im nächsten Jahr zum NBA-Klub Utah Jazz wechseln wird. In der zweiten Halbzeit waren die als Arme getarnten Tentakel des hageren 19-Jährigen nahezu überall und Kirilenko sorgte mit insgesamt 23 Punkten, 16 Rebounds, dazu noch sechs Steals, zwei Blocks und drei Assists maßgeblich dafür, dass Moskau einen 15-Punkte-Rückstand in der zweiten Halbzeit aufholen und sogar kurz vor Schluss in Führung gehen konnte. „Hier waren wir nicht clever genug, die Mannschaft traute sich nichts“, ärgerte sich Alba-Coach Emir Mutapcic. Ein Dreier des sonst sehr gut bewachten Wendell Alexis zum 68:68 brachte die Berliner jedoch in die Verlängerung, wo dann die großen Minuten des Dejan Koturovic kamen. Der Center holte acht seiner 23 Punkte in der Verlängerung, und vor allem bei ihm konnte sich Mutapcic dafür bedanken, dass der Bann der verfluchten letzten Sekunden in dieser Europaligasaison gebrochen wurde. „Endlich einmal ist es uns gelungen, ein knappes Spiel auch zu gewinnen“, freute sich der Coach, „das ist das Beste an diesem Ergebnis.“ MATTI LIESKE