Ein bisschen positiv

Brandenburg befürchtet zweiten BSE-Fall in Deutschland: Bestätigungdes Testergebnisses liegt noch nicht vor. Neuer BSE-Fall in der Schweiz

BERLIN dpa/taz ■ Nach Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) hat der BSE-Blitz nun seinen Brandenburger Kollegen getroffen. Noch am Mittwoch hatte Agrarminister Wolfgang Birthler (SPD) vor dem Landtag erklärt: „Brandenburg ist völlig BSE-frei.“ Gestern nun musste Birtler in einem Radiointerview einräumen, dass der Test eines Tieres aus Südbrandenburg „nicht ganz negativ“ sei.

Um Aufklärung gebeten, erklärte sein Sprecher Jens-Uwe Schade, „nicht ganz negativ“ bedeute, dass der Test – auch nach Wiederholung – keine Negativreaktion gezeigt habe. „Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht automatisch, dass ein positives Ergebnis – also ein BSE-Fall – vorliegt“, so Schade. Weitere Tests in anderen Labors seien notwendig, das Ergebnis eines zweiten sollte noch am Abend vorliegen. „Endgültige Sicherheit werden wir erst am Wochenende haben, wenn das Ergebnis aus dem nationalen Referenzlabor für BSE-Forschung in Tübingen vorliegt“, erklärte Schade.

Seit der Einführung flächendeckender Schnelltests wurden bislang rund 300 Rinder aus Brandenburg getestet. Das betroffene Tier stammt aus einem kleinen Bestand von 12 Rindern eines Hof nahe Luckau im Landkreis Dahme-Spreewald. „Sicherlich werden wir in Zukunft noch häufiger solche unklare Situationen haben“, sagte Schade, der vor vorschneller Panik warnte. Im Bundeslandwirtschaftsministerium hieß es dazu, dass viele Testlabors erst in der Anlaufphase seien. „Auch die Fachleute müssen sich in den Umgang mit den Schnelltest erst einarbeiten“, so ein Experte.

Als sicher gilt hingegen ein neuer BSE-Fall in der Schweiz. Es handelt sich um ein Tier aus dem Kanton Solothurn, das 1990 – also noch vor dem Schweizer Verbot, Tiermehl zu verfüttern – geboren wurde. Der vom Bundesamt für Veterinärmedizin in Bern bestätigte Fall ist der 33. dieses Jahres in der Schweiz. Damit erhöhte sich die Zahl der BSE-Fälle seit Ausbruch des Rinderwahns auf 365.

Neben dem EU-Gipfel von Nizza war gestern BSE zentrales Thema der Beratungen der Ministerpräsidenten der Bundesländer. Nordrhein-Westfalens Regierungschef Wolfgang Clement (SPD) und der bayerischer Kollege Edmund Stoiber (CSU) wiesen die Abwälzungen von BSE-Kosten auf die Bundesländer zurück. Beide betonten, dass hier die EU in der Verantwortung stehe. Stoiber erklärte, dass Fragen der Agrarmarktordnung von Brüssel und den Nationalstaaten gelöst werden müssen. Die betroffenen Bauern bräuchten dringend finanzielle Unterstützung. Im EU-Ministerrat säßen aber nicht die Bundesländer, sondern der Bundeslandwirtschaftminister. Stoiber: „Wer entscheidet, muss auch zahlen.“ NICK REIMER