: Lachs und Lob bei Arbeitsvermittlern
■ Werkstatt Bremen präsentiert Jahresergebnisse: Feste Jobs für 340 SozialhilfebezieherInnen / Konkurrenz durch Sozialzentren?
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So auch die geplante Umstrukturierung des Sozialressorts. Wahrscheinlich war genau diese der Grund dafür, dass die Werkstatt Bremen, Abteilung „Hilfen zur Arbeit“, gestern eine mit Erfolgsmeldungen gespickte Pressekonferenz veranstaltet hat. Tenor: Wir sind gut, wir werden immer besser, wir haben in diesem Jahr 340 Sozialhilfeempfängerinnen und Sozialhilfeempfänger zu „langfristigen Arbeitsverhältnissen“ verholfen (1995: 96). Dazu gab's Unternehmerlob, Spekulatius und Schnittchen mit Fisch.
Nächste Woche soll nach Auskunft des Sozialressorts darüber entschieden werden, welche Rechtsform die städtische Arbeitsförderung künftig haben soll. Bislang war geplant, den Werkstatt-Teilbereich „Hilfe zur Arbeit“ zu privatisieren („Bremer Arbeit GmbH“). Der Personalrat hatte in der Vergangenheit gewarnt, dass es in einem solchen Fall schlechtere Arbeitsbedingungen geben werde, Personaleinsparungen und „Massenabfertigungen“ bei den Beratungsgesprächen (taz berichtete). Zur Zeit ist die Werkstatt Bremen noch ein städtischer Eigenbetrieb.
Außerdem scheint im Vermittlungsdienst der Werkstatt Bremen Unsicherheit darüber zu herrschen, welche Auswirkungen die geplanten zwölf „Sozialzentren“ haben, die ab Herbst 2001 eingerichtet werden sollen. Dann nämlich sind – so will es das Ressort – die Sachbearbeiter für einen Hilfeempfänger von der ersten Meldung bis zur Vermittlung in den Ersten Arbeitsmarkt komplett verantwortlich. Mögliche Konkurrenz für die Vermittler von der Werkstatt Bremen? Schließlich brauche man „Futter“, wie Mitarbeiter Michael Klänhardt den Nachschub an aussichtsreichen Kandidaten für eine Vermittlung nennt. Im Sozialressort will man von derartigem Ungemach nichts wissen: „Die einen brauchen die anderen“, so Sprecher Henschen. Überdies: Die Vermittlung solle sogar ausgebaut werden.
In der Werkstatt Bremen ist diese nach eigenen Angaben zum „Selbstläufer“ geworden: Man verfüge mittlerweile über einen Pool von etwa 500 kleinen und mittelständischen Firmen, mit denen man in Kontakt stehe. Der Vermittlungs-dienst betrachtet sich als eine Art „Filter“, um fehlendes Personal zu akquirieren. Für die Firmen ist das in mehrfacher Hinsicht günstig: Der Sevice ist kostenlos, die Betriebe können die ihre potentiellen Mitarbeiter erst einmal als Praktikanten testen, und sie bekommen Lohn- und Einarbeitungszuschüsse, die im ersten Halbjahr bis zu 70 Prozent des Tariflohns betragen können – inclusive Arbeitgeberanteil. Der Vermittlungsdienst kümmert sich auch um Qualifizierungsmaßnahmen.
Der Großteil der in diesem Jahr Vermittelten – in den meisten Fällen Männer im Alter über 27 Jahren – hat einen Job im handwerklich/gewerblichen Bereich gefunden (vor allem im Bereich „Lager/Fahrer/Sonstiges“). Der Pflege- und Technikbereich ist eher mau, auch Verwaltungstätigkeiten sind unterrepräsentiert. Ein Problem ist aus Sicht der Vermittler, dass viele ihrer Klienten keine zeitgemäße Qualifikation besitzen. Indes: Es sollen auch schon Architekten vermittelt worden sein. Insgesamt gelten acht- bis neuntausend der Bremer SozialhilfeempfängerInnen als potentiell arbeitsfähig. Was mit den 340 Männern und Frauen, die in diesem Jahr endlich einen Job gefunden haben, nach Auslaufen des Lohnkostenzuschusses geschieht, weiß allerdings niemand. Hier fehlen professionelle Kontrollinstrumente. hase
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