Aufstand im Abschiebeknast

Kurdische Gefangene verbarrikadieren sich in der Hamburger Haftanstalt Glasmoor. Mindestens zwei Verletzte  ■ Von Elke Spanner

An diesem Sonntag wurde nicht nur vor, sondern auch im Abschiebegefängnis Glasmoor gegen die Abschiebung von Flüchtlingen protestiert. Kurdische Insassen fielen mit Parolen und brennenden Utensilien in den Protest von DemonstrantInnen ein, die vor der Hamburger Haftanstalt ihren regelmäßigen „Sonntagsspaziergang“ unternahmen. Schließer der Anstalt und Polizeibeamte unterbanden den Aufstand allerdings tatkräftig.

Bei Redaktionsschluss dauerten die Auseinandersetzungen im Gefängnis an. Letzten Informationen zufolge sollen zwei der ursprünglich zehn protestierenden Gefangenen von den anderen getrennt worden sein. Die übrigen acht verbarrikadierten gegen 16 Uhr sich in einer Zelle. Sie drohten damit, sich mit Glasscherben zu verletzen, falls die Polizei sie gewaltsam aus der Zelle holen sollte.

Eine Darstellung der Anstaltsleitung war gestern nicht zu bekommen. Justizbehördensprecherin Simone Käfer bestätigte, dass einer der zehn Kurden die Zelle freiwillig verlassen habe, ein anderer auf die „Beobachtungsstation“ verbracht worden sei. Sollten die acht Gefangenen, die sich im Arrestraum verschanzt haben, diesen nicht freiwillig verlassen, wolle die Polizei sie „rausholen“ und in andere Gefängnisse verbringen – in das Untersuchungsgefängnis Holstenglacis wahrscheinlich.

Über den Hintergrund der Protestaktion, so Käfer, gäbe es nur „Vermutungen“. Mit dem Sonntagsspaziergang vor dem Knast, der direkt hinter der Landesgrenze auf Norderstedter Gebiet liegt, habe es nichts zu tun. Womit dann, sagte sie nicht. AugenzeugInnen berichteten, dass Bedienstete in die Zelle der Männer eingedrungen waren, nachdem diese brennende Tücher aus dem Fenster geworfen hatten.

Den Auseinandersetzungen vo-rausgegangen war der übliche „Spaziergang“ der Glasmoorgruppe. Regelmäßig an den Wochenenden demonstrieren UnterstützerInnen von Flüchtlingen vor der Haftanstalt gegen Abschiebungen und die Inhaftierung von Menschen, deren Vergehen allein im unerlaubten Aufenthalt in Deutschland besteht.

Zu den Abschiebegefangenen Kontakt aufzunehmen ist schwer, weil der Container mit den Zellen durch mehrere Stacheldrahtzäune gesichert ist. Gestern ist das insoweit gelungen, als die kurdischen Gefangenen in die Parolen der DemonstrantInnen einfielen und ebenfalls „Hoch die internationale Solidarität“ skandierten – ehe sie von den Bediensteten der Anstalt daran gehindert wurden.

Zwei Insassen sollen bei den Rangeleien mit den BeamtInnen verletzt worden sein. Für einen der Verletzten soll die Ausländerbehörde für heute die Abschiebung geplant haben.