Freundinnen müsste man sein

Wenn man statt Halma Küheschubsen spielt und kurze Flirts als Langzeitbeziehungen missversteht: Edda Schnittgard und Ina Müller als Queen Bee in der Bar jeder Vernunft

Man kann einfach nicht anders. Wenn die Show nach drei Zugaben zu Ende ist, möchte man die beiden drücken und herzen. Solche Frauen hätte man gerne als Freundinnen. Man könnte mit ihnen sicher um die Häuser ziehen, ordentlich ablästern, sich ankuscheln und mit Sicherheit auch einfach nur schweigsam einen langen Spaziergang am Strand machen.

Die eine rotzig und ein bisschen Femme fatale mit Spirallöckchen, die andere mollig, schmollig und unendlich geduldig: Ina Müller und Edda Schnittgard sind Queen Bee, ein perfekt eingespieltes Duo, auch wenn es auf der Bühne zunächst nicht so aussieht. Das beginnt bei kleinen Gemeinheiten und endet fast im Affront, aber so ist das nun mal unter besten Freundinnen. Am Ende rauft man sich natürlich wieder zusammen.

Zwei Frauen auf der Bühne, die Musikkabarett machen – da melden sich gleich Vorurteile: Mit Bindenwitzen und immer ordentlich viel Genöle auf die Kerle einschlagen. Auf dass wenigstens einmal beim Geschlechterkampf die Männer dank feministischer Frauen-Power zweifelsfrei nach Punkten unterliegen.

Queen Bee aber ist darüber längst hinaus und kommt ganz ohne Plattitüden aus. Die Pointen gehen auf Kosten der eigenen Schwächen und der dunklen Punkte in der Biografie: Edda hat eine neue Liebhaberin und nennt den Flirt nach einer Woche bereits Langzeitbeziehung, Ina schämt sich für ihre Heimat Friesland, wo sie statt Halma eben Küheschubsen spielte.

Edda dagegen trat in ihrer alten Heimat Westerland im bislang einzigen Sylt-Musical auf (komponiert vom Dorfkantor) und durfte im grauen Trainingsanzug das Watt darstellen, während Ina beichten muss, sich mit einem gnadenlos dämlichen Lied über „Homebanking“ für den Grand Prix beworben zu haben. Ein Duo Infernal. Der Humor ist so friesisch herb wie ein Jever und so fies, wie es nur Frauen untereinander sein können. Man möchte ihnen endlos lange zusehen. Nicht nur weil ihre Gesichter mit bedrohlichem Augenrollen, Schmollmündern und Augenbrauenzucken so viel erzählen.

Sondern auch wegen ihrer Lieder. Von Ulla Meinecke, Thomas Pigor oder auch Funny van Dannen hat man sich Songs ausgeliehen. Andere, wie „It's Raining Men“ der Weather Girls haben sie bearbeitet, der Rest stammt aus eigener Produktion. Zwei perfekt harmonierende Stimmen, und dazu spielt Edda Schnittgard (die wirklich so heißt!) am Flügel Barjazz-Klänge zum Dahinsinken.

So. Und wenn das hier also wie eine Liebeserklärung klingt und eine Empfehlung: Das soll's auch sein. Die große, ehrfurchtsvolle Laudatio folgt im Frühjahr von anderer Stelle. Dann wird den beiden der Deutsche Kleinkunstpreis 2001 verliehen.

AXEL SCHOCK

Bis 30. 12., Mi.–So., jeweils 20.30 Uhr, Bar jeder Vernunft, Schaperstraße 24