Fehlplanung

EU: Baumängel schuld an Giftskandal in Rumänien

BUKAREST taz ■ Die Giftkatastrophen in Nordrumänien sind durch Verwendung gefährlicher Technologien und mangelnde Sicherheitsvorkehrungen verursacht worden. Zu diesem Schluss kommt ein Untersuchungsbericht der Europäischen Union, der am Freitag in Brüssel vorgestellt wurde.

Bei den Giftunfällen in Nordrumänien flossen Ende Januar aus Abwasserbecken der australisch-rumänischen Goldfabrik Aurul in der Stadt Baia Mare 100.000 Kubikmeter Zyanid- und Schwermetallschlämme in die Theis und die Donau. Anfang März flossen in der Nähe der Ortschaft Novat noch einmal 20.000 Tonnen zyanid- und schwermetallhaltige Abwässer aus einem Staubecken der rumänischen Bergwerksfirma Remin in die beiden Flüsse. Die Firmen hatten nach den Unfällen das schlechte Wetter und Überschwemmungen für die Unfälle verantwortlich gemacht.

In dem Bericht der „EU Baia Mare Task Force“ heißt es, die Staubecken für die Giftschlämme und -abwässer seien falsch geplant und schlecht gebaut worden. Rumänische Behörden hätten für die Anlagen keine Betriebsgenehmigung erteilen dürfen. Zudem habe es schwere Mängel bei der Instandhaltung der Anlagen und den Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Offene Giftabwässerbecken bei der Gold- und Schwermetallproduktion seien zu gefährlich. Die Autoren empfehlen, solche Technologien zu verbieten.

Der rumänische Umweltminister Romica Tomescu akzeptierte den EU-Bericht am Freitag in Brüssel. Der ungarische Regierungsbeauftragte für die Theis, Janos Gönczy, forderte die EU auf, sich bei der Verhinderung weiterer Giftunfälle sowie für ein Verbot gefährlicher Bergbautechnologien stärker zu engagieren. Ungarn hält an seiner Absicht fest, die betroffenen Bergbaufirmen und den rumänische Staat zu verklagen.

Die Bergbaufirma Aurul arbeit in Baia Mare seit den Giftunfällen mit provisorischer Betriebsgenehmigung, obwohl der australische Mutterkonzern Esmeralda Konkurs angemeldet hat. Entschädigungen hat Aurul bisher weder an den ungarischen Staat gezahlt noch an Bauern, deren Felder durch die Giftschlämme nicht mehr nutzbar sind. Umweltschützer kritisieren, dass die Firma Aurul bislang kaum Vorkehrungen getroffen hat, um weitere Giftunfälle zu verhindern. KENO VERSECK