Flattermann mit Ökoantrieb

Zehn Jahre „Rabe Ralf“: Das „Umweltabhängige Monatsblatt“ der Grünen Liga ist eins der wenigen noch existierenden Berliner Umweltmagazine. Die größtenteils ehrenamtlich erstellte Zeitung genießt bei Behörden und Politikern einen guten Ruf

von MATTHIAS SPITTMANN

„Der Rabe Ralf, dem niemand half, half sich allein am Rabenstein“, dichtete einst Christian Morgenstern in einem seiner Galgenlieder. Dieser Drang zur Selbsthilfe muss im Dezember 1990 die Gründer eines „Umweltabhängigen Monatsblattes“ so gefallen haben, dass sie es nach dem schwarzen Vogel benannten.

Beim Geburtstagsfest am Montagabend in der Landesgeschäftsstelle der Grünen Liga in Prenzlauer Berg wurde das Morgenstern-Gedicht wieder vorgetragen. Auch wenn der Rabe heute genauso gut Matthias heißen könnte. Matthias Bauer ist nicht nur seit 1993 der Redakteur und das Herz des Blattes. Der 37-Jährige gilt auch als wandelndes Umweltlexikon. Und der Rabe ist seit dem Ende des traditionsreichen Grünstift der Stiftung Naturschutz zum Jahresende neben der Jugendzeitung Juckreiz das einzige verbandsübergreifende Umweltmedium in Berlin.

Knapp zehntausend Exmplare flattern kostenlos durch die Stadt. Auf mittlerweile zwei Seiten toben teils heftige Leserbrief-schlachten. Für viele Organisationen aus dem In- und Ausland ist das Blatt ein wichtiges Mittel der Öffentlichkeitsarbeit, in Behörden und Umweltverbänden ist die meist gute Recherche anerkannt. Und der Pressesprecher der Bundesumweltministeriums hat neben einem geharnischten Leserbrief eine Flasche Wein in die Redaktion geschickt.

Dabei sind die Autoren, so Bauer, wie schon bei der Gründung des Blatts vor allem Aktivisten aus Umwelt- und Eine-Welt-Gruppen, „Leute, die ihr Anliegen an die Öffentlichkeit bringen wollen“. Deren Artikel finden sich in friedlicher Koexistenz neben Beiträgen von Profijournalisten, die wie alle Texte honorarfrei zur Verfügung stellen.

Überhaupt, der schnöde Mammon. Den Todesstoß versetzt hat letztlich allen eingegangenen Berliner Umweltblättern das fehlende Geld. Doch der Rabe hat viele UnterstützungsabonnentInnen und kleine Werbekunden, bekomme Spenden, so Bauer. Und das verbleibende Defizit trage die Grüne Liga.

Sorgen macht ihm mehr die personelle Ausstattung des Projekts: Ende des Jahres laufen mal wieder die Förderungen aus. Dann bleiben nur noch zwei TeilnehmerInnen des Freiwilligen Ökologischen Jahres und PraktikantInnen. Die hätten schlicht noch nicht genug Erfahrung, für ein monatliches Blatt, fürchtet Bauer. Auch Ehrenamtliche könnten fehlende Hauptamtliche nur bis zu einem gewissen Grad ersetzen. Der Ober-Rabe muss es wissen: Ein Jahr lang hat er zwischendurch bereits unbezahlt den Laden geschmissen.

Immerhin ist das Umweltblatt schon langlebiger als sein Namensgeber. „Als ein Jahr vergangen war“, heißt es bei Morgenstern, „da lag im Rot der Rabe tot.“