Tjada, tjadadadadaada – Fleischball!

Medienbücher zum Fest (3): Essen wie Jack Lemmon und dann aussehen wie Sophia Loren. Ein Film-Kochbuch

So ein Buch zu schreiben macht bestimmt richtig Spaß. Denn es verbindet das Angenehmen mit dem anderen Angenehmen: Filme und Futtern. Harald Keller, taz-und Buchautor, Filmfan und-experte, hat sich über 50 Werken durch den Magen bzw. über den Gaumen genähert und dabei die filmische Nahrungsaufnahme beleuchtet.

Was genau landet auf dem Schoß von Cynthia Stevenson in Jody Fosters „Familienfest und andere Schwierigkeiten“, als der durchgeknallte Bruder (Robert Downey jr.) den Truthahn anpiekt? Die Auflösung steht im Rezept für „Gefüllte Truthahnbrust“. Wie mixt man den White Russian, den Jeff Bridges in „The Big Lebowski“ unaufhörlich in sich hineinsickern lässt? Und wie bereitet man Old Shatterhands Leibspeise „Bärentatze“ zu? In Kellers Text zu „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ erfährt man außer Skurrilem zum Film auch noch die Zutaten: Man nehme „ca. 2 kg Bärenkeule“. Nachdem man den Bären mit einem kleinen Greenhorn-Messer erstochen hat, versteht sich.

Natürlich sind es vor allem die Ideen der DrehbuchautorInnen, die das Essen im Film zu etwas Besonderem machen, auch wenn Jack Lemmon in Billy Wilders „Das Appartement“ nur Spaghetti kocht. Aber es ist eine der schönsten Szenen, als Lemmon, bis über beide Ohren verliebt in Miss Kubelick, die Nudeln durch einen Tennisschläger gießt und dabei nach der Melodie von Freddy Brecks Schlager „Bianca“ „Tjada, tjadadada – Fleischball!“ singt. Anständigerweise bietet Keller aber, außer Filminfos und seinen Lieblingsszenen, nicht einfach das Spaghetti-Rezept, sondern das für die Hühnerbrühe, mit der Miss Kubelick (Shirley MacLaine) wieder aufgepäppelt werden soll.

„Ich schau dir in den Kochtopf, Kleines!“ kitzelt vielleicht keine neuen, unbekannten Geschmacksrezeptoren wach. Schließlich sollten die „Fish and Chips“ aus dem Stephen Frears-Film „Fish and Chips“ vor allem eines sein: authentisch. Also fettig. Aber eventuell schafft es das Buch, notorische Kinogänger und Vor-dem-Fernseher-Hocker doch mal in einen anderen Teil der Wohnung zu locken: in die Küche. JENNI ZYLKA