■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: BSE-Landesgrenzenwestern
Wohl bekomm's, und frohe Weihnachten natürlich auch von Ihrer Rosi Roland. Ich weiß ja nicht, was es bei Ihnen so zu essen gibt über die heiligen Tage. Rinderbraten wird es ja wohl nicht sein. Rechtzeitig zur BSE-Krise will jetzt die Bremer CDU auch noch das Landesuntersuchungsamt (LUA) privatisieren. Roland Berger hat's empfohlen, und der ist ja bekanntlich nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch der Knecht Ruprecht speziell für Bremen. Aua, aua sagen die Mitarbeiter im Amt und haben ein Gegengutachten bestellt. Finanziert wird es für 20.000 Mark von Gesundheitssenatorin Hilde Adolf. Die ist natürlich BSE-mäßig „sensibilisiert“ und will jetzt keine falschen Signale senden, von wegen Privatisierung geht vor Verbraucherschutz.
Hehre Gründe sprechen gegen die Privatisierung (ein bisschen auch die drohenden Entlassungen). Der hehrste aller Gründe ist ja immer die Unabhängigkeit. Wenn wir privat sind, müssen wir marktgängig untersuchen, sagen die Mitarbeiter. Dann geht der ganzheitliche Status verloren. Kein privates Labor analysiert so umfassend wie wir, heißt es. Auch die „Apparate-intensiven“ Untersuchungen finden im LUA statt, Abwasser-Analytik und Rückstandsanalytik zum Beispiel. Nicht nur die, wo man die ganz großen Serien durchschicken kann. Außerdem: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Wenn beim privaten Labor die Stadt ein Gutachten bestellt, dann kann der private Kunde eine andere Probe einreichen und auch ein Gutachten bestellen. Schon hat man zwei sich widersprechende Gutachten auf dem Tisch – und die auch noch vom selben Labor.
Und finanziell? Was soll sie denn nun bringen, die Privatisierung. Drei Viertel der Kosten erwirtschafte das Labor schon jetzt selbst, bleiben aber immer noch vier Millionen Zuschuss pro Jahr. Der CDU ist das zu viel. Jetzt haben wir aber BSE, das könnte die LUA retten. Wenn die Testinstrumente vom Münchner Produzenten eintreffen, dann will man ohne zusätzliches Personal die staatlich verordneten Proben testen. Bremen müsste die Hirnproben nicht mehr, wie derzeit, an private Hamburger Untersucher geben. Und zusätzlich könnte man mit Restkapazitäten an den überbordenden Markt gehen. Sich quasi ein Zubrot verdienen. Wenn man dann noch mit dem Lebensmittelüberwachungsamt zusammengeht und die die Aufträge fürs LUA akquirieren, dann ist man vielleicht auch ohne Privatisierung effektiver geworden.
Und das sollte man auf jeden Fall. Weil nämlich mancherorts die Rechnung aufgestellt wird, dass die dreieinhalbtausend Proben, die das Land Bremen pro Jahr untersuchen lässt nur schlappe zwei Millionen Mark kosten würden, wenn man sie an andere Labors geben würde. Und weil, aber das sagt natürlich erst recht (fast) keiner, vor etlichen Jahren die Möglichkeit bestanden hätte, mit Niedersachsen gemeinsam ein modernes Labornetz aufzubauen: Wein hier, Fleisch da, Abwasser dort – alles schön unabhängig, kostengünstig etc. Bremen hätte dann auch so ein spezialisiertes Labor kriegen können und hätte jetzt nicht die teuren Auslastungsprobleme. Aber Bremen wollte nicht. Wollte wohl lieber alles selber haben und alleine machen. Und da wären wir wieder beim Landesgrenzenwestern, wo die Herde des einen nicht ungestraft über die Weiden des anderen zieht. Viel Spaß beim gucken und wie gesagt fröhliche Weihnachten wünscht
Ihr Rosi Roland
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