BIG: Axon kurz übers Wochenende gerettet

■ „Feindliche Übernahme“: Die Beratungsfirma Axon wird für eine Mark übernommen und mit Staatsknete wiederbelebt

Als der Bremer Unternehmer Bernhard Schroer am Freitag, den 24. November, abends aus der Gesellschafterversammlung seiner Firma „Axon Technologie-Consult“ herauskam, da war er nicht nur seinen Job als Geschäftsführer los, sondern auch seine 33 Prozent Gesellschafteranteile an der Firma, die er 13 Jahre vorher selbst gegründet hatte. In der Tasche hatte Schroer eine Mark. Das bedeutet: Er hatte die Firma ohne Gegenwert abgeben müssen. Glücklicher Käufer, der auch die Anteile der „Bremer Investitionsgesellschaft“ (BIG) und der Landesbank bekommen hatte, ist der Bremer Unternehmer Günther W. Diekhöner. In dessen Gebäude „Die Denkfabrik“ im Technologiepark zogen die acht Mitarbeiter der Axon Knall auf Fall um. Wer heute bei der „Axon“ anruft, bekommt von der Telekom-Stimme die neue Nummer und landet direkt im Sekretariat der „DDD“. Und Axon floriert dort – kurz nach der Übernahme bekam Diekhöner die Aufträge, auf die der Firmengründer Schroer monatelang gewartet hatte.

Die Angelegenheit wäre eine der üblichen „feindlichen Übernahmen“ der Privatwirtschaft, wenn Axon nicht im wesentlichen von staatlichen Aufträgen leben würde und das neue Leben der Firma sich der Tatsache verdankt, dass die staatliche „BIG“ sie kurzfristig mit Aufträgen versorgte.

Zum Beispiel stimmten die Wirtschaftsförderausschüsse einem unter dem Datum von Montag, dem 27. 11., geschriebenen Antrag zu, einer Arbeitsgemeinschaft aus „Axon/Gesellschaft für Landesentwicklung“ einen Auftrag in Höhe von bis zu 350.000 Mark zu geben. Thema: „Projektentwicklung“ für den Umzug von Radio Bremen und Einbeziehung in ein „Medienkompetenz-Zentrum“. Axon/GfL habe ein „Angebot in Höhe von insgesamt 350.000 Mark vorgelegt“, wurde den Parlamentariern erzählt, die das Geld bewilligten.

Schroer allerdings, der bis zum Wochenende vor dem 27. 11. Geschäftsführer der Axon war, weiß nichts von Arbeiten an einem „Angebot“. Er hat auch keine Gespräche darüber geführt. Das bedeutet im Klartext: Das Angebot für die Axon muss jemand vorbereitet und verhandelt haben, der vor dem 24. 11. offiziell noch gar nicht für die Axon handeln konnte. Bis heute gibt es allerdings keine schriftlich fixierten Verabredungen, was denn für diese stolze Summe geleistet werden soll. Radio Bremen, das die Hälfte der Summe zahlen soll, hat sich da ganz auf den Wirtschafs4tsenator verlassen. Dies allerdings wussten die Parlamentarier nicht, die damit praktisch einen „Blanko-Scheck“ für Axon unterschrieben.

Schroers Axon hatte schon einmal bittere Erfahrungen mit dem staatlichen Firmen-Management gemacht. Seine Axon hatte nämlich die zweijährige Fach-Ausstellung „Actuator“ entwickelt und über Jahre durchgeführt, mit der Bremen sich als Zentrum für die zukunftsträchtige Mikrosystemtechnik darstellen konnte. Mit dem IMSAS-Institut am Fachbereich Physik verfügt Bremens Wissenschaftslandschaft über eine gut beleumundete wissenschaftliche Infrastruktur in diesem Bereich. Der Staat förderte die „Actuator“ mit einem erheblichen Betrag. Bis 1986 – da hatte die staatliche „Messe Bremen GmbH“ dem Unternehmer zu verstehen gegeben, dass sie selbst gern ab sofort die „Actuator“ veranstalten würde. Schroer hatte keine Wahl als seine Rechte an der Fachmesse zu übertragen.

Bei den anderen Aufträgen, die Diekhöners billig erworbene Firma innerhalb einer Woche zu neuem Leben erweckten und die vorher bestehenden Liquiditätsprobleme schlagarbeitg beseitigten, handelt es sich auch um Aufträge aus dem staatlichen Bereich, hier der BIG. Die Axon hatte in diesen anderen Fällen Vorarbeiten geleistet, die Aufträge kamen aber nicht. Als Schroer in die Knie gehen musste und die Firma übertragen war, kamen die Aufträge dann ganz schnell. Die Axon ist derzeit durch die neuen Aufträge so gesund, dass sie keinen ihrer fachkundigen Mitarbeiter entlassen musste. K.W.