Attentat auf Zeitung

Bombe explodierte im Haus der linken Tageszeitung „Il Manifesto“. Mutmaßlicher Täter schwer verletzt

ROM taz ■ Einen offenbar rechtsextremen Hintergrund hat der Bombenanschlag, der gestern gegen die linke Tageszeitung Il Manifesto verübt wurde. Kurz nach 12 Uhr – zu diesem Zeitpunkt tagt gewöhnlich die Redaktionskonferenz – explodierte der Sprengsatz vor der Eingangstür zu den Manifesto-Büros in der Via Tomacelli im Zentrum Roms. Neben Sachschäden im Haus ist ein Schwerverletzter zu beklagen, dem die Bombe beide Beine zerfetzte.

Vermutlich war es der Täter selbst, der Opfer der vorzeitigen Explosion des Sprengsatzes wurde. Der 41-jährige Andrea Insabato gab bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus nur an, Hundezüchter zu sein. Doch er ist seit Jahren polizeibekannt; wie Innenminister Enzo Bianco in einer gestern anberaumten Sondersitzung des Abgeordnetenhauses bekannt gab, wirkte er zunächst in der rechten Terrororganisation „Terza Posizione“, die Ende der Siebziger- und Anfang der Achtzigerjahre zahlreiche politische Morde verübte. In den letzten Jahren war er ein bekannter Vertreter der Neonazi-Gruppe Forza Nuova.

Die Ermittler müssen klären, welche Rolle Forza Nuova, die intensive Kontakte zur NPD unterhält, bei diesem Anschlag spielte. Offiziell hielt die Organisation bisher immer Abstand zu terroristischen Aktivitäten und betonte, sie wirke ausschließlich mit legalen Mitteln. Taktisch geschickt agitierte sie einerseits in Skin- und Hooligan-Kreisen, während sie sich andererseits mit Protesten gegen Schwule und Anti-Abtreibungs-Kampagnen als Sprecherin des klerikal-reaktionären Milieus zu profilieren suchte. Mit Erfolg: Der Präsident von Forza Nuova, Roberto Fiore, war im letzten Sommer Diskutant eines Massenforums gegen die Abtreibung. Veranstalter des Forums: eine vom gegenwärtigen Papst hoch geschätzte katholische Laienorganisation.

MICHAEL BRAUN