14 Getötete in Indonesien

Nach einer Serie von Bombenanschlägen auf christliche Kirchen sind in Jakarta zum Ende des Ramadan 18.000 Polizisten und Soldaten zusammengezogen worden

JAKARTA afp ■ In Indonesien sind bei einer Serie von Bombenanschlägen auf christliche Kirchen mindestens 14 Menschen getötet und 95 verletzt worden. In acht Städten des mehrheitlich moslemischen Inselreiches gingen in der Weihnachtsnacht vor Kirchen und Pfarrhäusern fast zeitgleich Sprengsätze hoch. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. Vor allem in Jakarta, wo vor der katholischen Kathedrale ein Sprengsatz rechtzeitig entschärft werden konnte, wurden die Sicherheitskräfte massiv verstärkt. Präsident Abdurrahman Wahid drohte mit harten Strafen für die Attentäter. Die Polizei nahm auf der Insel Java zwei Verdächtige fest, die sich bei einer Explosion selbst verletzt hatten. 60 Menschen wurden verhört.

„Wir dürfen keine Angst vor Terroristen haben, die unser Land spalten wollen“, sagte Wahid nach der Anschlagsserie vor Christen in der Provinz Irian Jaya. Die Regierung werde daher energisch auf derartige „barbarische Akte“ reagieren. Er forderte die Bevölkerung zur Ruhe auf.

In Jakarta wurden zum Ende des Fastenmonats Ramadan 18.000 Polizisten und Soldaten zusammengezogen. Polizeichef Mulyono Sulaiman forderte die moslemische Bevölkerungsmehrheit auf, auf die traditionellen Jubelkonvois zum Ramadan-Ende zu verzichten.

Der indonesische Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono warnte vor weiteren Anschlägen auf religiöse Stätten. Kardinal Julius Darmaatmadja beschwor die Gläubigen in Jakarta, nicht vorschnell „eine andere Religion“ für die Anschläge verantwortlich zu machen.

15 Bomben waren rechtzeitig entschärft worden, darunter eine 13-Kilogramm-Bombe an der Kathedrale in Jakarta und mehrere Paketbomben in Medan auf der Insel Sumatra. Beobachter vermuteten angesichts der koordinierten Planung der Anschlagsserie eine Beteiligung von Armee- oder Sicherheitskräften, in denen noch immer zahlreiche Anhänger von Expräsident Suharto zu finden sind. Suharto war 1998 nach Massenprotesten zurückgetreten.

Indonesien ist der größte moslemische Staat der Welt. Von den 210 Millionen Einwohnern sind fast 90 Prozent Moslems und lediglich fünf Prozent Christen, deren Vorfahren sich während der niederländischen Kolonialzeit ansiedelten. Neben religiösen Spannungen gibt es in Indonesien eine Reihe von Unabhängigkeits- und ethnischen Konflikten.