piwik no script img

Gegen Polizeiärzte

Die Ärztekammer kritisiert erneut den Umgang mit traumatisierten bosnischen Kriegsflüchtlingen scharf

Der Menschenrechtsbeauftragte der Berliner Ärztekammer, Thorsten Lucas, hat den Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen in Berlin scharf kritisiert. Die Praxis des polizeiärztlichen Dienstes, der vor Erteilung einer weiteren Duldung eine Zweitbegutachtung der Flüchtlinge vornimmt, sei „ein gravierendes menschenrechtliches Problem.“

Fast alle bosnischen Flüchtlinge, die von unabhängigen Ärzten als traumatisiert eingestuft wurden, habe der Dienst seit Beginn des Jahres zu einer weiteren Untersuchung bestellt und sie in den meisten Fällen für gesund und damit tauglich zur Abschiebung erklärt. Hintergrund war der Vorwurf von Innensenator Eckart Werthebach (CDU), es handele sich bei sämtlichen Urteilen von niedergelassenen Ärzten um „Gefälligkeitsgutachten“.

In 60 von Richtern angeforderten Gutachten sei jedoch festgestellt worden, dass die ersten Stellungnahmen zutrafen. Auf Grund der Proteste von Ärztekammer und Menschenrechtsgruppen habe der Innensenator nun zwar die Ausländerbehörde angewiesen, Bosniern, die ein unabhängiges Arztgutachten über ihren traumatisierten Zustand vorlegen, eine Duldung zu erteilen. Notwendig sei jedoch ein Bleiberecht für traumatisierte Menschen, forderte Lucas. EPD

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen