Äther-Zapp: Neues Radio-Jahr
■ Der normale vorfestliche Radio-Talk
Endlich: Es ist geschafft. Der Vorweihnachts-Schleim, der per Radio ins Zimmer schwappt, hat inzwischen sein Ende. Endlich ist Schluss mit der gruseligen Fest-Einstimmung, die jeden noch so treuen Hörer zum Dauer-Zapper machte. Schlag Neujahr werden auch die leidigen Orakel-Spiele samt Fern-Horoskop-Diagnosen gottlob abgestellt.
Am schlimmsten in der vorweihnachtlichen Zapp-Runde war Radio FFN mit der Suche nach dem ultimativen Weihnachtshelden. Die jubelten glatt ein kleines Kind zum Radio-Star des Tages hoch, weil es sein Nikolausgeld großzügig gespendet hatte. Mit den 60 Märkern wollte das Gör mit der piepsigen Stimme (geschäztes Alter: sieben Jahre) ausgerechnet ein Klavier kaufen gehen. Aber was tut das engelsgleiche Wesen? Es lässt sich das Herz erweichen und spendet die Hälfte seiner Knete armen Menschen. Was wiederum das Herz einer treuen FFN-Hörerin erweicht, die der Kleinen alsdann ihr Klavier vermacht. Ist sie nicht gut die Welt? Trieft sich nicht so richtig vor Güte?
Ebenso schlimm war die Hörer-quälende vorweihnachtliche Last-Minute-Partnersuche. „Weihnachten – ich ganz allein???“, meldeten sich die Hörer bei Radio Bremen. Das zweifelhafte an dem Unterfangen: Die Suchenden sind meist schon zig Jahre ohne feste Beziehung, versuchen sich aber alle Jahre wieder zum Fest der Feste in anderer Leute Arme zu vermitteln. So dass jede/r gutgewillte irgendwann die Ohren zum Himmel verdeht, wenn es heißt: „Lieber guter Weihnachtsmann, schenk mir bitte einen netten Jungen.“
Nun also noch Silvester. Hörer, die aus einem Kartenspiel drei Spielkarten ziehen und sich via Hellseherin ihre Erfolgsaussichten in 2001 deuten lassen. Alles wird gut, sagen die Karten. Immer. Irgendwie. Abstellen. Sofort. Nie wieder Dezember-Radio.
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