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: Links gegen Rechts

■ Verfassungsschutz-Homepage gegen Rechts: Bremen ist mit Link dabei

Norddeutschlands Verfassungsschützer haben den Rechtsextremen den Cyber-Krieg erklärt: Unter www.verfassungsschutzgegenrechtsextremismus.de findet der neugierige Bürger im Internet alles, was er schon immer über die rechte Gefahr wissen wollte. Nicht gerade die eingängige Adresse, die sich die Kids im Vorbeisurfen merken, aber super gestaltet. Aufwändige Live-Stream-Technik blendet erst die Rückansicht eines kahlen Schädels ein, dann den symbolischen Kontrapunkt: Multi-kulti Kinder lachen gemeinsam vom Bildschirm. Danach bauen sich drohend die beteiligten Verfassungsschützer auf. Jedes Landesamt wird durch ein sinnfälligerweise in kampferprobtem Rot gehaltenes Rechteck vertreten. Ist es Zufall, dass sich die Landkarte von Ost nach West aufbaut? Jedenfalls, soviel machen leere Felder klar, ist in Richtung Osten und Süden noch reichlich Platz für weitere Beitrittskandidaten.

Schließlich poppt die Inhaltsseite auf, der Glatzkopf von eben wird mit schwungvollem „X“ ausgestrichen – ist das schon ein Aufruf zur Gewalt? Wer es noch detaillierter braucht, bekommt Erklärungen unter „Was ist Rechtsextremismus“ oder „Rechtsextreme Erscheinungsformen“. Zum Handeln wird in gut leninistischer Manier unter „Was tun“ aufgerufen: Dort erscheinen die Polizei-Hotlines der Länder gegen rechts – nur die von Bremen fehlt.

„Die enge Zusammenarbeit der Länder im Kampf gegen den Extremismus ist von entscheidender Bedeutung“, sagt Innensenator Bernt Schulte (CDU) und „Wir wollen die Situation in der Hansestadt Bremen weder verharmlosen noch dramatisieren.“ Unter „Rechtsradikalismus in Deutschland“ finden sich dennoch zwar Bombenfunde im fernen Berlin, dessen Verfasssungsschutz bei der Seite noch nicht mitmacht – von dem kürzlich in Bremen-Nord beschlagnahmten Sprengmaterial ist hingegen keine Rede.

Lokale Informationen über die rechtsextreme Szene finden sich unter dem Link „Bremen“. Wenn man den ästhetischen Abstieg beim Öffnen der Bremer Verfassungsschutzseite verdaut hat, finden sich dort brauchbare Informationen über die Lage vor Ort. Nur einen Satz müssten die Bremer Schlapphüte dem geneigten Leser mal erklären. Über die Bremer „Kameradschaft“ schreiben sie: „Allerdings mehren sich aktuell die Ansichten dafür, dass die Bremer Szene dazu übergeht, die Antifa-Aktivitäten der linksextremen autonomen Szene, die sich in diversen Sachbeschädigungen niederschlugen, adäquat zu beantworten.“ Adäquat? Meinen die wirklich angemessen? Ist am Ende alles nur Masche? Das hübsch-rote Antifa-Layout nur Tarnung, um heimliche Kumpanei zu übertünchen?

Jan Kahlcke