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Basisfähigkeiten erlernen

betr.: „Den Markt ignorieren“ (Hochschulen in der Krise), taz vom 4. 1. 01

Selten hat mir ein Kommentar so gut gefallen, wie dieser. Auch wenn mein Studium (Rechtswissenschaften) eher als praxisorientiert gilt, sind es gerade nicht die vorgeschriebenen Praktika, von denen ich jetzt zehre, sondern vier Jahre, in denen ich mich ungeniert der Ausbildung meines analytischen Denkens widmen konnte. Gerade weil es möglich war, auch Veranstaltungen der Informatiker, der Soziologen und Betriebswirte zu besuchen, die mit der vorgestellten Praxis eines Juristen eher weniger zu tun haben, bin ich jetzt kein Fachidiot. Die fachspezifische Fremdsprachenausbildung hingegen hätte mich ungeheuer viel Zeit gekostet, in der Praxis aber wenig gebracht, denn was man braucht ist Konversationskenntnis, nicht Fachbegriffe, dafür gibt es Lexika.

Zu ergänzen wäre allerdings, dass die Argumente von Ulrike Herrmann auch für die Schulen gelten. Bis zum Abschluss der allgemeinbildenden Schule (frühestens also nach der 10. Klasse) gibt es keinen Anlass, „praxisorientiert“ zu unterrichten.

Erlernt werden müssen „Basisfähigkeiten“, selbstverständlich nicht nur intellektuelle. Nicht anwendbares Wissen ist notwendig, sondern ein verlässlicher Bezugsrahmen, in den neue Informationen eingeordnet werden können. Computer-Unterricht ist daher ebenso sinnvoll wie Kochen und Stricken: Unterrichtsgegenstände können nur Mittel zum Zweck sein, nicht der Zweck selbst.

MARTIN STRÄSSER, Chemnitz

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