DEUTSCHE SPORTFUNKTIONÄRE WOLLEN AUSLÄNDER AUSSCHLIESSEN
: Konsequent rückwärts

Typisch deutsch! Typisch Sport! Wenn es nicht klappt mit den Titeln und den Medaillen, dann ist natürlich das böse Ausland schuld. Kein Wunder, dass die meisten Sportverbände des Landes in lautes Hurra ausbrechen angesichts der von den Innenministern geplanten Regelung, sportelnden Nicht-EU-Ausländern keine Arbeitserlaubnis unterhalb der ersten Ligen mehr zu erteilen. Wenn die viel beschworene „Überfremdung“ verantwortlich ist für die Misere, kann es schließlich nicht an den Versäumnissen bei der eigenen Nachwuchsarbeit liegen, in die jahrelang viel zu wenig viel zu ineffektiv investiert worden ist.

Die Reaktionen auf die im Entstehen begriffene Regelung zum „Schutz“ des inländischen Nachwuchses, dem in den unteren Klassen Osteuropäer und Afrikaner angeblich die Plätze wegnehmen, zeigen allerdings auch den tiefen Bruch, der durch den deutschen Sport läuft: auf der einen Seite der Jubel vieler am ominösen nationalen Wohl orientierter Verbandsfunktionäre, die seit dem enttäuschenden Abschneiden bei Olympia unter gehöriger Erklärungsnot leiden – und auf der anderen das Entsetzen der Vereinsmanager in den Sportarten, in denen wirklich Geld verdient wird – und dies nicht zuletzt dank tatkräftiger Mithilfe der ausländischen Profis. Auf diese will man keinesfalls verzichten, und so schreien Vertreter aus Fußball, Handball und Eishockey Zeter und Mordio und fordern vehement eine Ausnahmeregelung für ihre Bereiche. Das würde die ganze Sache erst recht ad absurdum führen, denn wenn der Vorstoß der Minister überhaupt irgendwo greifen könnte, dann bei den „reichen“ Sportarten. Nur sie können es sich überhaupt leisten, bis in die Regionalligen hinein ausländische Profis einzukaufen.

Besonders fatal ist jedoch die Botschaft, die von den Verantwortlichen für diese ominöse Art einer „Ausländer raus!“-Sportpolitik ausgesandt wird, und es ist wohl kaum ein Zufall, dass ausgerechnet das CDU-Land Sachsen in dieser Sache hurtig voranprescht. Die Zwangsverordnung einer deutschen Leitkultur für den Sport ist nicht nur ungeeignet, die Probleme in diesem Bereich zu beheben, sondern fördert vor allem Ressentiments und Rassismus.

Der ganze Innenminister-Krampf erinnert in peinlicher Weise an das groteske Anrennen von Funktionären und Politikern vor einigen Jahren gegen das so genannte Bosman-Urteil, mit dem EU-Ausländer den einheimischen Sportlern gleichgestellt wurden. Im Falle der Nicht-EU-Ausländer haben Gerichte in Italien und Spanien längst ähnlich entschieden. Hierzulande schaut man dagegen konsequent nach hinten. Typisch deutsch! Typisch Sport! MATTI LIESKE