Wie Russisch Boulette

■ BSE-Testanlage ist am Bremer Landesuntersuchungsamt angekommen / Aber auch hier ist der Negativ-Test keine Garantie: Nur die erkrankten Rinder werden registriert

Erst blau, dann gelb. Wenn sich die Rinderhirnprobe am Ende des Tests solcherart verfärbt, dann wäre Panik angesagt im fünften Stock des Hochhauses auf dem Gelände der St. Jürgen Klinik. Dann nämlich hätte das Tier an jener „schwammartigen Erkrankung des Gehirns erwachsener Rinder“, genannt BSE, gelitten, die die Republik seit Monaten von einer Krise in die nächste torkeln lässt.

Seit vorgestern kann das Bremer Landesuntersuchungsamt für Chemie, Hygiene und Veterinärmedizin (LUA) die Proben aus den Hirnen der an Bremer Schlachthöfen gemeuchelten Rinder selbst auf BSE untersuchen und muss sie nicht mehr, wie bisher, nach Hamburg schicken.

„Wir freuen uns, ihnen Vollzug melden zu können“, wendet sich der Leiter des LUA, Franz Christian Lenz an die Gesundheitssenatorin Hilde Adolf (SPD). Für 70.000 Mark wurde die Testanlage der Firma Bio-Rad nach Bremen geholt.

Zusammen mit einem Tross von Journalisten will sich die Senatorin die neue Anlage erklären lassen. Am Schlachthof war sie auch schon, um zu sehen, wie die Proben entnommen werden „aber das muss ich nicht nochmal haben“.

Gerhard Schmidt, für Veterinärmedizin und Fleischhygiene zuständig, führt aus: „Der Zugang zum Hirn ist durch ein großes Loch gewährleistet, da eben wo die Wirbelsäule sitzt.“

Zwei Laborantinnen nehmen das Probenmaterial durch eine Klappe entgegen. Sie tragen Schutzkleidung, Gummihandschuhe und ein Plastikvisier vor dem Gesicht. „Das sind die Empfehlungen der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten“, sagt Schmidt. Für uns wird die Klappe dann doch ganz geöffnet und hinter einem rot-weißen Absperrband versammelt sich das Grüppchen.

Dahinter testen die Mitarbeiterinnen von morgens sechs bis abends sechs rund 90 Proben. In einer sterilen Hinter-Glas-Werkbank werden 350 Milligramm schwere Proben ausgeschnitten, es wird pipetiert, zentrifugiert, im Wasserbad erhitzt und im Eisbad wieder abgekühlt. Am Abend liegen dann die Ergebnisse vor.

Und will man da nicht doch mal ein „Erfolgserlebnis“ in Form eines positiven Befunds haben? Nein, wehren die beiden Laborantinnen entschieden ab. Eine negative Serie sei ihnen das Liebste. Und negativ sind die zwei bislang ausgewerteten Tagesserien – genauso wie die zweieinhalb tausend Proben, die Bremen seit der Testpflicht nach Hamburg gebracht hat.

Hilde Adolf und LUA-Leiter Lenz rechnen mit etwa 15.000 Rindern in diesem Jahr, bei denen amtlich Proben entnommen werden müssen. Bis geklärt ist, ob die Europäische Union einen Teil der Kosten übernimmt, zahlt Bremen pro Test 100 Mark.

„Wir können aber auch noch nachrüsten“, erklärt Lenz. In dem rund 30 Quadratmeter großen Raum wäre auch noch Platz genug für eine zweite Teststrecke. Und weitere Mitarbeiter – insgesamt 15 – sollen ohnehin zusätzlich geschult werden.

Jede Menge Aktivitäten also, die das Bremer Amt entfaltet – Sicherheit garantiert das freilich nicht. Der negative Test heißt nicht, dass das Tier nicht infiziert ist, es heißt nur, dass die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist ...

Elke Heyduck