Milchkuh „Dicke“ ruft Bremer BSE-Krisenstab auf den Plan

■ Erster Verdacht auf Rinderwahnsinn im Bremerhavener Schlachthof / 200 tote Rinder „sichergestellt“

Wie macht man aus einer schlechten Nachricht eine gute? „Der Krisenplan hat gegriffen. Wir sind froh, dass das alles geklappt hat, obwohl Sonntag war.“ So Gesundheitssenatorin Hilde Adolf, die gestern vom ersten BSE-Fall in einem Schlachthof des Landes Bremen berichtete. Der Verdacht betrifft eine gut vier Jahre alte Milchkuh aus Loxstedt, die auf den Namen „Dicke“ hörte. Anlässlich ihrer Schlachtung am Sonntag wurde eine Hirnprobe entnommen und in einem Hamburger Labor auf BSE getestet. Zwar hat Bremen seit kurzem eine eigene Teststrecke, dort können aber bisher nicht alle Proben aufbereitet werden.

Der Betrieb des Schlachthofes in Bremerhaven, einer von dreien im Land Bremen, wurde zunächst stillgelegt, konnte aber nach der vorgeschriebenen gründlichen Desinfektion am Montagmorgen wieder aufgenommen werden.

Der hiesige BSE-Krisenstab unter dem Vorsitz von Walter Gruhl leitete alle Maßnahmen ein - unter anderem wurden 200 Rinder, die nach der wahnsinnigen Kuh geschlachtet wurden, sichergestellt. Sollte sich der BSE-Verdacht bei der zweiten Untersuchung im dafür zuständigen Tübinger Institut bestätigen, wird das Fleisch, das dann unter dem Namen „Risikomaterial“ firmiert, verbrannt. Für den Hof, von dem die „Di-cke“ stammt, ist dagegen Niedersachsen zuständig. Die rund 250 Kühe des Familienbetriebs stehen derzeit unter Quarantäne. Es heißt, die erkrankte Kuh habe als Kalb Milchaustauscher bekommen.

Geltendem Recht zufolge müsste die Herde nach der Bestätigung des Verdachts komplett geschlachtet werden.

Unter anderem gegen diese Praxis wandte sich gestern eine Demonstration von rund 5.000 Bauern in Oldenburg. Mit der Aktion, die nach Polizeiangaben ohne größere Störungen verlief, wollten die Landwirte auf ihre wirtschaftliche Situation aufmerksam machen, die mit dem Preisverfall bei Rindfleisch „katastrophal“ geworden sei.

Die Region zwischen Weser und Ems gilt als einer der „Fleischtöpfe“ der Bundesrepublik. Nach der jüngsten Viehzählung steht dort gut jedes zweite der insgesamt 2,9 Millionen niedersächsischen Rinder. hey/dpa