Vom Pockenhaus zur Hightech-Anstalt

■ Das Krankenhaus Sankt-Jürgen-Straße feiert ein Jahr lang seinen 150. Geburtstag

Ins Krankenhaus geht niemand gerne und jedermann ist froh, es – gesünder als zuvor – wieder verlassen zu dürfen. Dass ein Krankenhaus eine Geschichte hat, daran denkt kaum jemand. Im August wird das Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Straße 150 Jahre alt. Dieses Jubiläum wird ausgiebig gefeiert. Wie, das erzählten gestern Verwaltungsdirektor Walter Bremermann und Krankenpflegedirektor Hermann Küker.

Auf dem Festprogramm stehen das ganze Jahr über Tage der offenen Tür, Vorträge und Aktionstage. Im August wird in der Unteren Rathaushalle eine Ausstellung mit dem Titel „Blick zurück nach vorn - 150 Jahre Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Straße“ eröffnet, und es wird etwa zur gleichen Zeit ein Buch erscheinen, das die Geschichte des jubilierenden Krankenhauses nachzeichnet. Beendet wird das Geburtstagsjahr im Dezember mit einem großen Fest für alle MitarbeiterInnen und alle, die mitfeiern wollen.

Als das älteste Krankenhaus Bremens am 10. August 1851 eingeweiht wurde und seinen ersten Patienten aufnahm, reichte die städtische Bebauung gerade mal bis zum Sielwall. Das heutige Sankt-Jürgen-Krankenhaus entstand fernab auf Äckern, die zuvor mithilfe eines Darlehens der Bremischen Bürgerschaft erstanden wurden. In den ersten Gebäuden – Hauptgebäude, Irren- und Pockenhaus – war Platz für 361 PatientInnen, wobei Männer- und Frauenbereiche stets streng getrennt waren.

Aufgrund zunehmenden Andrangs entstanden in verschiedenen Bauphasen immer mehr Gebäude auf immer größerem Gelände: Insgesamt etwa 60 Häuser mit noch viel mehr Eingängen wurden auf dem Krankenhausgelände innerhalb der vergangenen 150 Jahre gebaut – „ein Fuchsbau“, findet Pflegedirektor Küker. Ein Labyrinth, der oft verlaufene und dann verzweifelte Patient.

Gerade entsteht ein zentraler Eingang, und auch das zentrale OP-Gebäude soll bald seinen Betrieb aufnehmen. Das mit 70 Millionen Mark teuerste Projekt in der Geschichte des Krankenhauses schafft eine Verbindung zwischen einigen bis dahin isolierten medizinischen Abteilungen.

Inzwischen ist das Sankt-Jürgen-Krankenhaus trotz rückläufiger Zahlen mit 1.176 Betten das siebtgrößte Krankenhaus in der gesamten Bundesrepublik. Mit seinen insgesamt 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es außerdem der drittgrößte Arbeitgeber in Bremen. Katharina Borchardt