die stimme der kritik
: Betr.: KZs für Hunde

Widerstand

Die Besitzer von Hunden und Katzen reagieren gelassen auf die BSE-Krise. Obwohl in den Fertiggerichten von Whiskas, Kitekat oder Cesar durchaus Rindfleisch enthalten ist, sind auf dem Markt für Heimtiernahrung bisher nur leichte Rückgänge zu verzeichnen. Auch in der Fachpresse ist Rinderwahn kein Thema. Die Redaktion der Zeitschrift Ein Herz für Tiere zum Beispiel widmet sich in der Januar-Ausgabe lieber dem Thema „Bauchweh bei Meerschweinchen“ und weist darauf hin, wie dicht Intelligenz und Intuition beieinander liegen: „Vögel verstehen, was wir reden.“ Aktuell erscheint dagegen zunächst der Bericht über den „Gnadenhof“ der Familie Schott im idyllischen Odenwald, wo ausgemusterte Zirkuspferde und überalterte Schäferhündinnen ihre letzten Tage verbringen. Sollten sich die Schotts entscheiden, auch zur Massenkeulung freigegebene Rinderherden aufzunehmen, dürften ihre Kapazitäten schon bald erschöpft sein. Zurzeit richten sich die Rettungsaktionen engagierter Tierfreunde allerdings vor allem auf die Befreiung von Pitbull-Terriern aus so genannten Hunde-KZs, wie die Zeitschrift Wuff berichtet: Hinter dem Euphemismus „Bestandsminderung“, erfährt man, verbergen sich „Todesspritzen“, „Rasselisten“ und ein „Krieg gegen Hundehalter“. Gegenüber dem pastoralen „Wir sind bei den Tieren“, mit dem Rinderfreunde in den letzten Tagen gegen die Eilschlachtungen von BSE-Verdachtsfällen protestierten, ist der lautstarke Protest der Hundelobby von tiefem Geschichtsverständnis geprägt – und von Opferbereitschaft. Leserin Majcen aus Gladbeck erklärt in einem Brief an Wuff, dass sie und ihr Begleiter Lucky sich auf keinen Fall an die neue Landeshundeverordnung halten werden, und sieht sich bereits in der Rolle der Märtyrerin: „Bitte rächt uns beide und die schon ermordeten Hunde“, schreibt sie, „für den Fall, dass uns etwas passieren sollte.“

KOLJA MENSING