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FBI gegen AKW und BGS in DB

Das Konsens-Nickerchen soll bald vorbei sein: Anti-Castor-Aktion an neuer Brücke im Wendland. Erster Transport in zwei Monaten  ■ Von Heike Dierbach

„Ok, ok, wir stoppen alle Atomtransporte. Dann fahren wir auch wieder pünktlicher!, meinte Jim“, steht auf dem Plakat: „Und er hatte Recht.“ Darunter das DB-Emblem und eine Marionette der Augsburger Puppenkiste mit einer Hakenkralle in der Hand. Gestern wurde es noch nichts mit der Pünktlichkeit: Eine „demonstrative Zugreise“ der Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg gegen die geplanten neuerlichen Castor-Transporte nach Gorleben brachte im Wendland den Bundesgrenzschutz (BGS) in Bewegung und den Fahrplan durcheinander. Anlass der Aktion ist die Fertigstellung der See-rauer Eisenbahnbrücke zwischen Dannenberg und Hitzacker, die eigens für die Castor-Transporte erneuert wurde – unter permanentem BGS-Schutz.

Auf dem Bahnhof Hitzacker startet die „Belastungsprobe“ der AKW-GegnerInnen. Erster konspirativer Akt: Anstehen vor dem Fahrkartenschalter. Um viertel nach eins gibt die Frau am Schalter auf – die Tickets sind alle. Rund 250 AktivistInnen haben sich jetzt auf dem Bahnsteig versammelt, schwenken die Fahne der Republik Freies Wendland und schieben Kinderwagen. Das Fernsehen filmt, vom Zaun aus – Aufnahmen auf dem Bahnhof und im Zug hat die Deutsche Bahn verboten, auch für den Hörfunk.

13.39 Uhr: Der Regionalexpress kommt, prall gefüllt mit BGS-BeamtInnen. Nur eine Tür im vorderen Waggon wird geöffnet, damit der Schaffner dort jede einzelne Fahrkarte kontrollieren kann. Nur langsam drückt sich die Menschentraube in den Waggon. Die es geschafft haben, vertreiben sich die Zeit damit, Plakate an die Scheiben zu kleben. Bis der BGS das Klebeband beschlagnahmt. Als der Zug endlich abfährt, hat er eine halbe Stunde Verspätung.

Bis zur Seerauer Brücke sind es nur ein paar Minuten. Vor jeder Notbremse haben sich zwei, drei BGSler postiert, in einer Ecke gibt es ein bisschen Gerangel. Auf der Brücke selbst steht die Staatsmacht alle zehn Meter, mit Beinschützern, Schlagstöcken und Hunden. Im Zug ist es warm und familiär. Die „DemonstrantInnen“ schunkeln mit dem Waggon. Eine ältere Frau zeigt stolz ihre neue Mütze herum: „FBI“ steht darauf. Das F ist übergemalt.

Fünf Minuten später ist die Aktion vorbei, der Zug rollt in Dannenberg ein und wird von rund 300 Menschen begrüßt. Auf der Abschlusskundgebung fasst Edelgard Gräfer, frischgebackene neue Vorsitzende der BI, zusammen: „Das Konsens-Nickerchen ist vorbei.“ Weitere RednerInnen berichten, überall im Wendland träfen sich wieder die Anti-Castor-Gruppen, die BI gewinne neue Mitglieder, die Bäuerliche Notgemeinschaft organisiere Infrastruktur. „Der nächste Transport“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke, „wird ein gewaltiger Gesichtsverlust für Rot-Grün.“ (Siehe auch Bericht Seite 7)

Ende März oder Anfang April sollen wieder sechs Castoren ins Zwischenlager Gorleben rollen.

Infos unter www.oneworldweb.de/castor

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