Galapagos bedroht

Ein auf Grund gelaufener Tanker verliert Öl vor den Inseln, und das treibt auf seltene Artenbestände zu. Einzelne Arten werden bereits evakuiert

QUITO afp/ap ■ Dem Naturreservat auf den Galapagos-Inseln droht eine Umweltkatastrophe. Aus dem vergangenen Dienstag auf Grund gelaufenen Tanker „Jessica“ tritt seit Freitag Dieselöl aus, das von der Strömung auf die größte Seelöwenkolonie der Inselgruppe zutreibt. Der Ölteppich bedroht auch Iguanas, Tölpel, Möwen, Haie und Hummer, wie der Direktor des Nationalparks, Eliecer Cruz, am Wochenende mitteilte.

Die 965 Kilometer westlich von Ecuador gelegenen Galapagos-Inseln sind ein weltweit einmaliger Lebensraum für Riesenschildkröten sowie andere seltene Tier- und Pflanzenarten. Vorsorglich seien bereits seltene Tierarten evakuiert worden, teilte die Verwaltung des Nationalparks der Inselgruppe am Samstag mit. US-Experten sollten gestern auf der Inselgruppe im Pazifik eintreffen, um bei den Reinigungsarbeiten des hoch empfindlichen Ökosystems zu helfen. Der unter ecuadorianischer Flagge fahrende Tanker „Jessica“ mit 900.000 Litern Öl an Bord war 800 Meter vor der Küste der Insel San Cristóbal auf Grund gelaufen. Seither breitet sich ein Ölteppich aus. Die Reinigungsarbeiten werden dadurch erschwert, dass wegen der sensiblen Tier- und Pflanzenwelt des Archipels übliche Chemikalien nicht eingesetzt werden können. Die Lage könnte sich in den kommenden Tagen wegen hoher Wellen weiter verschlechtern und das Öl weiter in Richtung der Inseln treiben, befürchtete der Chef des Nationalparks der Galapagos-Inseln, Eliecer Cruz.

Um den Tanker wurden inzwischen schwimmende Sperren ausgelegt, die eine weitere Ausbreitung des Öls verhindern und die empfindliche Flora und Fauna der 13 Inseln und 40 Riffe schützen sollen. Unklar blieb, wie viel Öl sich noch im Rumpf des Tankers befindet. In einer Erklärung der Behörden hieß es, der staatliche Ölkonzern Petroecuador, dessen Öltransportunternehmen Petrocomercial der havarierte Tanker gehört, scheine eher daran interessiert zu sein, das Öl wieder aufzufangen, als die bedrohte Tierwelt vor der Verseuchung zu schützen.

Fast alle Reptilien sowie die Hälfte der Insekten- und Vogelarten auf dem zu Ecuador gehörenden Archipel sind einzigartig in der Welt. Charles Darwin besuchte 1835 die Inseln und entwickelte auf Grund seiner Beobachtungen die Selektionstheorie der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Lebewesen durch Umwelteinwirkungen. 90 Prozent des Gebiets stehen heute unter Naturschutz. Der Archipel wurde 1978 von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt.