Noch mehr Tiere
: Es ist zum Heulen

■ Weser-Seehund foppte Fotografen

Raus aus der Redaktion, runter zur Schlachte, rüber über die Wilhelm-Kaisen-Brücke, rein ins Gebüsch: Wo ist das Mistvieh? Eben noch planschte in Höhe der Martini-Kirche ein Seehund in der Weser und nun spielt er mit Fotograf und Reporterin „Scotland Yard“ – „Mister X“ taucht nur alle drei Felder auf und dazwischen hetzen alle planlos hin und her. War es doch eine verkleidete Ente, die uns mit einer präparierten Badekappe gelinkt hat? Nein, wir haben ihn doch alle gesehen, gestern um Viertel nach eins. Einen richtigen echten schnuffeligen Seehund. Mitten in Bremen.

„Das ist nichts Seltenes und kommt immer mal wieder vor“, relativiert Michael Abendroth vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Aufregung. Vor allem am Weserwehr ließen sich die Ausflügler zu jeder Jahreszeit gut beobachten, da ihnen hier die Weiterreise versperrt ist. Wahrscheinlich gönnen sie sich eine kurze Fischpause, bevor sie sich wieder vom Acker machen, vermutet Abendroth. Nach diesem Zwischenstopp würden sie recht bald wieder umkehren, da es an Liegemöglichkeiten fehle und auch die Lärmbelästigung durch den Schiffverkehr nicht jederhunds Sache sei. Unter die Räder beziehungsweise in die Schraube kämen sie in der Regel nicht.

„Seehunde sind sehr neugierige, aber nicht besonders gesellige Tiere – mal abgesehen von dem Treiben an ihren Liegeplätzen“, sagt Abendroth. Darum sei nicht mit ganzen Gruppen der ausdauernden Schwimmer zu rechnen. Die putzigen Tierchen fühlen sich auch im Weser-Süßwasser wohl und deshalb würden sich Individualreisende ab und an so weit nach Bremen vorwagen. Früher sei das vermutlich häufiger passiert, weil die Bebauung noch nicht so dicht war.

Schön wär–s. Der Sumpf hinter der „Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ auf der Werder-Insel ist überhaupt nicht bebaut, sondern mächtig verwildert. Leider war der todesmutige Einsatz des taz- Wildlifeteams im Kampf gegen unwegsames Gelände und die eigene Kurzsichtigkeit leider umsonst, denn als sie wieder klare Sicht hatten, war der Weserhund auf und davon. Also: Selber gucken, selber knipsen, selber Knie blutig schubbern. web/ei