Religionsunterricht im Testverfahren

SPD-Abgeordnete wollen unterschiedliche Varianten des Religionsunterrichts in Modellversuchen erproben

Im Streit um den Religionsunterricht gibt es in der SPD einen neuen Vorstoß. Abgeordnete um den jugendpolitischen Sprecher der Fraktion, Karlheinz Nolte, wollen an diversen Schulen Modellversuche starten, in denen die verschiedenen Formen von Religionsunterricht erprobt werden sollen.

Dabei soll unter anderem das so genannte Fenstermodell ausprobiert werden, bei dem die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften im Rahmen von Ethik/Philosophie-Unterricht die Möglichkeit haben, bekennend zu unterrichten. Auch das von der CDU und den Kirchen geforderte Wahlpflichtfach Religion oder Ethik/Philosophie solle gelehrt werden. Islamunterricht wäre genauso eine Option wie ein reiner Ethik/Philosophie-Unterricht, der derzeit bereits an 37 Schulen als Modellprojekt stattfindet. Da die Schülerschaft sehr heterogen sei, brauche man für die verschiedenen Schulen „spezifische Lösungen“, sagte Nolte im Hinblick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse im Ostteil und im Westteil der Stadt. Die Modellprojekte sollen wissenschaftlich begleitet werden. Nach einigen Jahren soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Ob Noltes Vorstoß allerdings konsensfähig ist, ist fraglich. Bisher, so Nolte, gebe es erst im SPD-Arbeitskreis Schule, Jugend und Sport, in dem vier Fraktionsmitglieder sitzen, Unterstützung für diesen Vorschlag. Nolte geht jedoch davon aus, dass die gesamte Fraktion seinen Vorschlag gutheißen könnte.

Ob Schulsenator Böger (SPD) die Modellversuche als gangbaren Weg akzeptiert, ist noch unklar. Sein Sprecher Thomas John wollte Noltes Vorschlag gestern nicht kommentieren. Es gehe darum, eine verbindliche Regelung zu finden, und darüber müsse weiter diskutiert werden, so John.

In der CDU stößt Noltes Vorstoß auf wenig Gegenliebe. „Wir lehnen das Fenstermodell ab, egal in welcher Form“, sagt der bildungspolitische Sprecher Stefan Schlede. Modellversuche brächten nichts. „Wir müssen uns endlich entscheiden, was wir machen wollen, und das schnell umsetzen.“ JULIA NAUMANN