20.000 Tote nach Erdbeben befürchtet

In Indien sinkt die Hoffnung, in den Trümmern noch Überlebende des schweren Erdbebens zu finden. Zahlreiche Nachbeben versetzen die Überlebenden in Angst und Schrecken, während Hilfsteams aus aller Welt eintreffen

BERLIN taz ■ Das Erdbeben im westindischen Bundesstaat Gujarat hat sich am Wochenende als wesentlich verheerender erwiesen als am Freitag zunächst angenommen. Die Schätzungen über die Zahl der Todesopfer stiegen fast stündlich an.

Am Sonntagabend sprach der indische Verteidigungsminister George Fernandes beim Besuch der zerstörten Kleinstadt Anjar von „vielleicht 20.000 Toten, wahrscheinlich aber noch mehr“. Die Zahl der Vermissten wird auf bis zu 75.000 geschätzt. Das Erdbeben gilt als schwerstes in Indien seit 51 Jahren, wenn nicht als schwerstes überhaupt.

Das Beben von der Stärke 7,9 auf der Richterskala hatte am Freitagmorgen Indien und Pakistan erschüttert. In Pakistan starben jedoch nur 15 Menschen. In Indien wurden bis gestern über 6.000 Tote geborgen, über 14.000 Verletzte wurden registriert. In den vergangenen zwei Tagen erschütterten über 200 Nachbeben die Region, darunter am Sonntag Morgen eines mit der Stärke von 5,9 auf der Richterskala. Zu neuen Todesopfern kam es jedoch nicht. Aus Angst übernachteten viele Menschen im Freien.

Aus zahlreichen Staaten, darunter auch aus Deutschland, trafen inzwischen Hilfsteams und Hilfsgüter in Indien ein. Auch Indiens Nachbar und Erzfeind Pakistan bot seine Unterstützung an. Auf die Frage, ob Indien auch diese Hilfe annehme, antwortete ein Außenamtssprecher in Delhi, er wisse nicht, warum Indien die Hilfe aus irgendeinem Land ablehnen sollte. Im Vergleich zur Überschwemmungskatastrophe in Orissa nach einem schweren Zyklon 1999 reagierte Indien jetzt nach Angaben von mehreren Hilfsorganisationen unbürokratischer auf Hilfsangebote.

HAN

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