Atomkraft
: Aktion Z, rechtes Ufer

■ Jetzt machen auch Bremerhavener gegen geplantes Zwischenlager mobil

Gestern Abend wurde in Bremerhaven die „Aktion Z“ (wie Zwischenlager) als Pendant zu einem gleichnamigen Arbeitskreis in der Wesermarsch gegründet. Die Gründungsmitglieder – darunter Natur- und Umweltschutzverbände, Grüne aus Bremerhaven, Bremen und Cux-haven, Landvolk-Vertreter, Bürgerinnen und Bürger – wenden sich gegen das geplante Zwischenlager am Atomkraftwerk Unterweser/Esensham. Die taz sprach vorab mit dem Sprecher der Greenpeace-Gruppe Bremerhaven, Jörn Roggenkamp.

taz: Die Aktion Z in Bremerhaven will sich „flüsseübergreifend“ gegen ein Zwischenlager zur Wehr setzen. Ist die Weser eine Barriere im regionalen Widerstand? Oder fühlen sich die Bremerhavener sicherer als die Menschen in der Wesermarsch?

Jörn Roggenkamp: Dieser Fluss trennt natürlich die Regionen auf beiden Seiten der Weser, und das betrifft nicht nur die Aktion Z. Das ist hier im Lebensgefühl der Bevölkerung einfach verankert. Alles, was auf der anderen Weserseite passiert, wird nur sehr eingeschränkt, und wenn, dann mit Verzögerung wahrgenommen.

Und das betrifft auch das AKW Unterweser/Esensham?

Dieses Atomkraftwerk ist hier in Bremerhaven tatsächlich nicht im Bewusstsein der Bevölkerung. Ob zehn Kilometer auf der anderen Flussseite oder hundert Kilometer weit entfernt – in der Wahrnehmung ist das im Grunde genommen das Gleiche.

Was soll die „Aktion Z“ daran ändern?

Die Leute sollen mitbekommen: Das ist ganz dicht an uns dran, und dieses Problem ist nicht mit dem in Berlin ausgehandelten Atom-Deal vorbei. In der Wesermarsch wird auf viele Jahrzehnte Atommüll, möglicherweise auch noch viel länger, gelagert werden.

Wie ist der aktuelle Stand?

Die Kraftwerksbetreiber eon haben einen atomrechtlichen Antrag gestellt und werden vom 6. Februar an für zwei Monate die Unterlagen für den Bau dieser Zwischenlagerhalle drüben auf der anderen Weserseite auslegen. In dieser Zeit kann die Bevölkerung dann Einwendungen machen. Und das ist ein zentrales Anliegen unserer Aktion Z: zu sagen, wenn ihr diese Zwischenlager nicht wollt, dann müsst Ihr jetzt aktiv werden, dann müsst Ihr jetzt Einwendungen erheben.

Warum eigentlich?

Diese Zwischenlagerhalle ist so dimensioniert, dass der Weiterbetrieb des AKW deutlich länger vonstatten gehen kann als angekündigt. Das können 20 Jahre sein, das können 25 Jahre sein. Das Gefahrenpotential am Standort Unterweser wird jedenfalls deutlich ansteigen. Dazu kommt, dass es keine doppelte Barriere mehr gibt gegen den Austritt von Radioaktivität, denn das Material wird ja nur in den Castoren dort gelagert. Die Halle selbst ist weder gegen Flugzeugabstürze gesichert, noch gegen eventuelle Sturmfluten und auch nicht gegen Sabotageakte. Ich denke, dass dieses Thema gerade im Vorfeld des Castor-Transports im März Beachtung finden wird.

Fragen: Milko Haase

Am Donnerstag, 1. Februar, findet ab 19 Uhr im Rathaus Rodenkirchen eine Gemeinderatssitzung statt, bei der über den Bauantrag für das Zwischenlager verhandelt wird.