Ecuadors Regierung droht den Indigenas

Ecuadors protestierende Ureinwohner wollen nach der Verhängung des Ausnahmezustands nicht nachgeben

QUITO ap/afp/taz ■ Die Regierung in Ecuador droht der indianischen Protestbewegung mit dem Einsatz von Gewalt. Innenminister Juan Manrique und Verteidigungsminister Hugo Unda wiesen die Anführer der indigenen Bewegung am Samstag in Rundfunkansprachen auf die weitgehenden Befugnisse unter dem am Freitag verhängten Ausnahmezustand hin. Unda erklärte, die Polizei werde massiv gegen jede Demonstration und jede öffentliche Versammlung vorgehen. Die Streitkräfte dürften jetzt auch Durchsuchungen ohne Gerichtsbeschluss durchführen.

Präsident Gustavo Noboa hatte am Freitagabend nach mehrtägigen Straßenblockaden der Indigenas den Ausnahmezustand verhängt. Kurz zuvor waren Verhandlungen mit den Führern der seit Wochenbeginn andauernden Proteste gescheitert. Bei Auseinandersetzungen mit der Polizei waren bereits im Laufe der Woche dutzende von Menschen verletzt worden. Die Proteste haben auch zu ersten Versorgungsengpässen geführt.

Am Samstag umstellten Polizisten die Universität des katholischen Salesianerordens in der Hauptstadt Quito. Dort campieren seit einer Wochen etwa 5.000 Indigenas. Nach der Verhängung des Ausnahmezustands traten 50 von ihnen in den Hungerstreik. In weiten Teilen des Landes blockierten die Indigenas auch am Samstag Straßen, darunter mit der Panamericana die wichtigste Nord–Süd-Verbindung.

Die Ureinwohner wollen mit ihren Protesten die Regierung zur Rücknahme der jüngsten Preiserhöhungen zwingen. Die Verdoppelung des Gaspreises sowie eine 75-prozentige Anhebung der Bustarife und drastische Benzinpreiserhöhungen sind Teile eines Sparpakets, mit dem Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für eine auf drei Jahre angelegte Finanzhilfe von zwei Milliarden Dollar erfüllt werden sollen. Ecuador hatte bereits im vergangenen Jahr mit einer Rate von 90 Prozent die höchste Inflation Südamerikas. Die Indigenas, die 30 Prozent der Bevölkerung stellen, gehören zu den ärmsten Schichten des Landes.

Antonio Vargas, der Führer des einflussreichen „Verbands der Indigenen Nationalitäten Ecuadors“ (Conaie), kündigte die Ausweitung der Straßenblockaden und Besetzungen von Gebäuden an. Die Indigenas hatten bereits vor einem Jahr mit Massenprotesten zum Sturz von Noboas Vorgänger Jamil Mahuad begetragen, wurden aber in letzter Minute aus der neuen Regierung ausgeschlossen. HAN