Wider die Gegner der Zukunft

Airbus bezahlt 5000 Mitarbeiter für Demo pro A380. Unterstützung von IG Metall, SPD und Bürgermeister  ■ Von Kai von Appen und Sven-Michael Veit

Mit einer konzertierten Aktion haben die Befürworter des A380 wenige Tage vor der erwarteten Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) über die Zuschüttung des Vogelschutzgebiets Mühlenberger Loch mobil gemacht. Rund 5000 Airbus-MitarbeiterInnen zogen gestern Mittag auf einer Demonstration von den Landungsbrücken in die City. Der Aufmarsch war als Betriebsversammlung deklariert worden und somit bezahlte Arbeitszeit.

Zur Kundgebung auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz waren mehrere Gewerkschaftschefs, Vertreter der SPD sowie der Wirtschaft erschienen. „Das Werk steht“, befand Betriebsrats-Chef Horst Niehus.

Noch vor sechs Jahren hatte Airbus im Unternehmenskonzept „Dolores“ die rücksichtslose Entlassung von 2360 MitarbeiterInnen geplant. Damals liefen IG Metall und Betriebsrat gegen diesen „Kahlschlag“ Sturm, gestern marschierten sie für das Unternehmen. Auf Transparenten brachten sie ihre Hoffnungen über den Superflieger zum Ausdruck: „Der A380 der ist groß, 4000 Menschen nicht mehr arbeitslos.“

Für Niehus ist der Riesen-Airbus die „größte Herausforderung in der Geschichte“. Für ihn hat „die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Sicherung des Standortes Hamburg absolute Priorität“. Alleine 850 zusätzliche Ingenieure würden gebraucht, schon jetzt würde die Zahl der Auszubildenden erhöht. Niehus zynisch: „Wenn ein Airbus niedrig über ein französisches Feld fliegt, ruft der Bauer 'Vive la France', passiert es in Deutschland, rennt der Bauer zum nächsten Telefon und beschwert sich.“

„Wir wissen, dass die Erweiterung nicht unproblematisch ist“, gestand IG Metall-Bezirksleiter Frank Teichmüller ein, „aber es geht nicht anders.“ Er verwies auf die kreative Problemlösungen im Airbus-Werk Finkenwerder: „Wo gibt es schon ein Tor im Deich, und dass ein Flugzeug an einer Ampel die Straße quert,“ so Teichmüller: „Umweltschutz ist uns nicht egal, aber Hamburg hat die Chance, zum dritten Luftfahrtzentrum der Welt zu werden.“ Zugleich versicherte der Gewerkschaftschef, „nicht gegen Gerichte zu demonstrieren“. Es sei aber „ein Problem, wenn derartige Projekte nicht durch die Politik, sondern durch Gerichte entschieden werden und an formalen Kriterien scheitern“.

Seinen vollen Einsatz sicherte Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) dem Airbus-Betriebsrat zu, den er kurz vor der Kundgebung im Rathaus empfing. Er sei „zuversichtlich“, dass das OVG „die europäische Dimension des Projekts“ zu würdigen wisse und „den Sofortvollzug für den Bau anordnet“. Denn der „Zeitdruck ist erheblich“. Airbus hat vom OVG ultimativ bis 15. Februar „Planungssicherheit“ verlangt, ansonsten verliere Hamburg das Projekt, das der Senat mit 1,15 Milliarden Mark subventionieren will. Allerdings habe er „keinen Einfluss auf die Entscheidung eines unabhängigen Gerichts“, beteuerte Runde.

Betriebsrats-Chef Niehus freute sich dennoch über die Rückendeckung des Bürgermeisters. „Lange genug“ habe man „den Gegnern dieses Zukunftsprojekts das Feld überlassen“, so Niehus, jetzt müsse „für die Perspektiven der gesamten Region gekämpft werden“.

Hamburgs IG Metall-Chef Berhard Janßen verwahrte sich derweil auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz gegen Kritik, bei dem Protestmarsch handele es sich um eine „Zwangsdemo von Abhängigen“. Janßen: „Die haben nicht begriffen, was hier auf dem Spiel steht.“

Genau andersherum sieht das der Naturschutzbund (Nabu). Diese „Demo gegen Mensch und Umwelt“ schade den Interessen der Stadt. Nicht nur das Mühlenberger Loch, das ganze Alte Land mit mehr als 2000 Arbeitsplätzen im Obstbau würde „für den Airbus geopfert“. Von einer „Angstkampagne der Wirtschaft“ spricht der Regenbogen-Abgeordnete Norbert Hackbusch. Deren Interesse sei einzig, weiterhin „sicherzustellen, dass Großprojekte durch Steuergelder subventioniert werden, unabhängig davon, wieviel Schaden sie anrichten“.

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