schussfahrt
: Vor der Abfahrt ist nach der Abfahrt

Chaostage in Sankt Anton

Also, wie war das noch mal? Die Abfahrt der Frauen von Sonntag auf Dienstag verlegt und von Dienstag auf, ähhh, Mittwoch und wieder zurück auf Dienstag. Von 12 Uhr auf 10.30 Uhr, von 10.30 Uhr auf 12 Uhr, aber spätestens auf 14 Uhr, weil es um 16 Uhr schon wieder dunkel wird. Dann die Kombi-Abfahrt der Männer von Montag auf Dienstag geschoben, auf jeden Fall aber vor Hermann Maiers Start in der Spezialabfahrt am Mittwoch. Voraussichtlich. Bestimmt. Vielleicht. Ganz sicher. Auf jeden Fall: Bloß keinen Wettkampf absagen, in dem ein Österreicher siegen könnte.

Warum ist noch keiner auf die Idee gekommen, den Schlusstag der WM auf die Eröffnungsfeier zu transferieren? Da war das Wetter wenigstens gut. Und der zum Staatsbesuch angesagte Herr Putin müsste nicht wieder ausgeladen und nach Moskau verlegt werden.

Tun Sie gefälligst was, lieber Skipräsident von Österreich! Aber wie soll das schon gehen, wenn man zu allem Übel auch noch Schröcksnadel heißt? Wenigstens die Slaloms können immer laufen, morgens, mittags, abends unter Flutlicht, solange man nur bis zur nächsten Stange gucken kann. Bleiben daher erst mal drin im Zeitplan. Dafür sollen die Damen in der Abfahrt vermutlich auf die Rodelbahn am Kandahar ausweichen, weil sie im Schatten der Bäume liegt und mit weniger Neuschnee bestäubt ist. Gestern hieß es, das Training der Männer für die Abfahrt könne aus Zeitgründen erst nach dem Wettkampf angesetzt werden.

Und wenn weiter Schneechaos, Föhnstürme und Wärmeeinbrüche über St. Anton einbrechen, überlegt man seitens der FIS, die Bewerbe, wie das in der Sprache der Bergbewohner heißt, in die neue Skihalle von Bottrop zu verlegen. Der Betreiber auf der Kohlenhalde dort heißt Marc Girardelli, ein ehemaliger Weltklassemann, der kennt sich aus. Der macht das schon. Alle reden vom Wetter. Wir auch. Wie schön, dass Skifahren draußen stattfindet. Und wir keine Programmchefs im Fernsehen sind.

MICHAEL SCHOPHAUS