Verhandlungen trotz fortgesetzter Gewalt

Ecuadors Präsident Noboa will nun doch selbst mit den gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik protestierenden Indigenas verhandeln, doch Menschenrechtsorganisationen befürchten eine weitere Eskalation der Gewalt

SAN SALVADOR taz ■ Die Auseinandersetzungen zwischen Indigenas und Militärs in Ecuador gehen unvermindert weiter. Nachdem bereits am Montag vier Indigenas in der Amazonasprovinz Napo getötet worden waren, meldete das Rote Kreuz am Dienstag einen weiteren Toten. In der Andenprovinz Tungurahua sei ein Mann von einer Militärstreife durch einen Kopfschuss getötet worden. Es habe weitere Schussverletzte gegeben. Trotzdem hat der Indigena-Dachverband Conaie am Dienstag wieder Verhandlungen mit der Regierung aufgenommen. Dem Vernehmen nach hat Präsident Gustavo Noboa nach anfänglichem Zögern nun akzeptiert, selbst an den Gesprächen teilzunehmen.

Trotzdem befürchten Menschenrechtsorganisationen eine weitere Eskalation der Gewalt. In der Provinz Napo, wo 5.000 Indigenas seit Tagen eine Brücke besetzt halten, bereite sich das Militär auf eine gewaltsame Räumung vor. Auch am Dienstag habe es dort bei Scharmützeln Verletzte gegeben.

Die Indigenas besetzen seit bald zwei Wochen im ganzen Land Überlandstraßen und haben es so weitgehend lahm gelegt. Der Protest richtete sich zunächst gegen die im Dezember von der Regierung verordneten Preiserhöhungen für Benzin und Transport. Inzwischen verlangt Conaie, dass die Regierung ihre Kontakte zum Internationalen Währungsfonds abbricht, der ein hartes Strukturanpassungsprogramm verordenet hatte.

Nach einer rasenden Geldentwertung hatte der damalige Präsident Jamil Mahuad Anfang vergangenen Jahres die Dollarisierung der Wirtschaft angekündigt. Er wurde bei einem Indigenaaufstand, der von Teilen des Militärs unterstützt worden war, gestürzt. Obwohl sein Nachfolger Noboa die neoliberale Wirtschaftspolitik nahtlos fortsetzte, gilt ein Sturz als unwahrscheinlich. Nach einer Umfrage genießt er zwar das Vertrauen von nur noch 28 Prozent der Bevölkerung. Er wird jedoch von der Unternehmerschaft und vom Militär gestützt. TONI KEPPELER