komisches korea (5): komm mir nicht mit kim

Zum ersten Geburtstag werden in Korea die Sprösslinge fotografiert, vorzugsweise in Fotostudios und gern in historischen Kostümen. Bei diesem biografisch bedeutsamen Datum spielt noch kaum eine Rolle, was beim nächsten obligatorischen Fototermin – der Hochzeit – bei vielen zu einem Problem herangewachsen ist: der Name. Sehr, sehr viele Koreaner heißen Park, Lee und Kim. Im Vergleich dazu sind Meier/Müller/Schmidt in Deutschland wirklich selten. Auf Konferenzen, wo Namensschilder getragen werden müssen, gelingt es den Lee/Park/Kims allein durch ihre massive Überrepräsentanz zwar wirkungsvoll, diese amerikanische Unsitte koreanisch-subversiv auszuhebeln. Doch vor allem im Teenagerzeitalter kann die Namensgleichheit doch zu äußerst komplizierten Konflikten führen. So lässt es sich schon rein statistisch nicht vermeiden, dass hin und wieder zwei Herzen zueinander finden, die keineswegs verwandt sind, obwohl historisch beide aus dem gleichen Geschlecht stammen. Dennoch gilt eine Ehe zwischen zwei Namensverwandten traditionell als unschicklich. Frau Kim, die Mutter einer umtriebigen 17-jährigen Tochter, formulierte mir gegenüber ihre eindeutige Position zu diesem Thema in einem klaren Satz: „Ich habe ihr gesagt: ‚Mit einem Kim brauchst Du mir gar nicht erst nach Hause kommen!‘“. DOROTHEE WENNER