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Der Völkermord

Im April 1915 begann auf Anordnung des jungtürkischen Triumvirats – Cemal Pascha, Enver Pascha und Talaat Pascha – die Deportation der christlichen Armenier aus Ostanatolien. Sie wurden in einem Todesmarsch in die mesopotamische Wüste gebracht. Nach armenischen Angaben starben 1,5 Millionen Menschen. Wer konnte, rettete sich in die Diaspora nach Damaskus, den Libanon oder Palästina. Bis dahin waren die christlichen Armenier jahrhundertelang zusammen mit den orthodoxen Griechen eine anerkannte religiöse Minderheit mit weitreichenden Selbstverwaltungsrechten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu Ausschreitungen gegen die Christen, weil die Osmanen ihnen unterstellten, sie würden sich, als fünfte Kolonne der europäischen Großmächte, an der Zerschlagung des Reichs beteiligen.

1914 lag das Osmanische Reich in den letzten Zügen. Kurz zuvor hatte man sämtliche Provinzen auf dem Balkan verloren. Die Perspektive der Türken, so suggerierten ihnen auch deutsche Militärberater, liege im Osten. Für die Kriegsstrategen waren die Armenier ein Hindernis auf dem Weg der Türken zu den Turkvölkern Zentralasiens. Außerdem sympathisierten sie mit dem Todfeind Russland. Als ein Teil der Armenier dann tatsächlich den Beginn des Krieges zum Anlass für einen bewaffneten Aufstand nahm, war das Grund genug, die „armenische Gefahr“ durch Deportation zu beseitigen. JG